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Die Literaturwissenschaft der 50er und 60er Jahre zeigte wenig Interesse an naturalistischer Dichtung und Theorie. Ideologiekritische Analysen der 70er Jahre bemuehten sich vor allem um eine Bestimmung der politischen und gesellschaftlichen Position der Naturalisten. In den 80er Jahren erfolgte eine Wendung zu strukturanalytischen Untersuchungen. Gemeinsam sieht die Forschung die Rezeption naturwissenschaftlicher und sozialistischer Ideen als Bestimmungsmerkmal des Naturalismus. Allerdings ist neu zu ueberdenken, ob nicht der Einfluss des Darwinismus weitaus hoeher einzuschaetzen ist als bisher. Die Naturalisten gingen von einem darwinistisch erweiterten organischen Naturmodell aus, das sie auf die Kunst anwendeten. Die erkennbare Welt entwickelt sich nach einem gemeinsamen Prinzip. Aus dem Erkennen des in der Natur wirkenden Geistes folgt die Konzeption eines biologistischen Kunstbegriffs, der Naturalismus und Idealismus zur Synthese bringt. Naturalismus meint so eine Weltanschauung, ein Natur- und Weltempfinden mit religioesem Charakter. Sowohl das Interesse der Naturalisten fuer die soziale Frage, bei gleichzeitiger Distanz zur Sozialdemokratie, wie auch die spaetere Naehe einiger zum Nationalsozialismus gruenden letzlich auf darwinistisch- evolutionaeren Naturvorstellungen.
Erfasst von
Hessisches Landesinstitut für Pädagogik, Wiesbaden
Update
1994_(CD)
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Kafitz, Dieter: Tendenzen der Naturalismus-Forschung und Ueberlegungen zu einer Neubestimmung des Naturalismus-Begriffs. 1988.
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