Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Fraser, Nicole |
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Titel | Textverständlichkeit und Textverständnis im Physikunterricht der neunten Klasse unter Berücksichtigung des Sprachhintergrunds. Eine empirisch-quantitative Untersuchung. |
Quelle | Essen; Duisburg: Universität Duisburg-Essen (2025), 229 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2); PDF als Volltext (3); PDF als Volltext (4) Dissertation, Universität Duisburg-Essen, 2024. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monografie |
DOI | 10.17185/duepublico/82869 |
URN | urn:nbn:de:hbz:465-20250122-121216-7 |
Schlagwörter | Schuljahr 09; Textverständnis; Mehrsprachigkeit; Lesekompetenz; Physikunterricht; Dissertation; Leichte Sprache |
Abstract | Etwa ein Viertel der SchülerInnen der Sekundarstufe I verfügt, wie Schulleistungsstudien wiederholt belegen, lediglich über eine (sehr) schwach ausgeprägte Lesekompetenz (OECD, 2023). Dabei sind SchülerInnen mit Migrationshintergrund in der Gruppe der schwachen Lesenden überrepräsentiert (Weis et al., 2019b). Dies ist mit Blick auf die zentrale Rolle, die die Lesekompetenz fächerübergreifend für den Ausbau, die Vertiefung und auch die Revision des eigenen Wissens spielt (Artelt et al., 2007), für die schulische und außerschulische Bildungslaufbahn als überaus kritisch zu bewerten. Texte aus Physikschulbüchern sind bildungs- (Hövelbrinks, 2013) und auch fachsprachlich geprägt (Härtig, 2010, 2014); sie werden als so schwer verständlich eingestuft, dass sie im Physikunterricht selbst kaum zum Einsatz kommen (Bleichroth et al., 1987; Merzyn, 1994). Das ihnen innewohnende Potenzial zur inhaltlichen wie sprachlichen Enkulturation der SchülerInnen in die Physik bleibt damit zum großen Teil ungenutzt (Härtig & Kohnen, 2017; Härtig & Neumann, 2014). Die sprachlich begründeten Hürden für den physikalischen Kompetenzerwerb gilt es daher abzubauen, zwischen den Anforderungen der Texte und den Dispositionen der SchülerInnen ist eine Passung herzustellen. Ansatzpunkte dafür liefern Textverstehens- und Textverständnismodelle: Das Lesen und Verstehen von Texten wird als ein Zusammenspiel von Textmerkmalen und Dispositionen der Lesenden angenommen (Kintsch, 1988; Kintsch und van Dijk, 1978; Schnotz, 2006; van Dijk und Kintsch, 1983), sodass mit Blick auf das Erreichen einer Passung zwischen Texten und SchülerInnen grundsätzlich zwei Wege separat von- oder auch parallel zueinander gangbar sind: Zum einen kann der Ausbau der Dispositionen der SchülerInnen angestrebt werden, zum anderen können die Texte mittels Textmanipulationen verständlicher gestaltet werden. Die vorliegende Arbeit setzt an den Texten an. Denn mit Blick auf verschiedentliche Befunde scheint an dieser Stelle durchaus Potenzial zur Textverständnisförderung zu bestehen, die diesbezügliche Forschungslage insgesamt muss jedoch als überaus unklar bezeichnet werden (für einen Überblick vgl. Schmitz, 2016). Im Rahmen zweier experimenteller Studien im Prä-Post-Design mit N = 456 bzw. N = 261 NeuntklässlerInnen nordrhein-westfälischer Hauptschulen, Gesamtschulen und Gymnasien werden in einem ersten Schritt Einflussfaktoren des Physiktextverständnisses auf Seiten der sprachlichen Gestaltung (Leichte Sprache vs. einfache Sprache sowie einfache Sprache vs. Schulbuchtext) und auf Seiten der SchülerInnen analysiert (inhaltliches Vorwissen, Wortschatz, basale Lesekompetenz, Verständnis narrativer Texte, Lesestrategiewissen, schlussfolgerndes Denken, Konnektorenwissen, Sprach- und sozio-ökonomischer Hintergrund, Alter und Geschlecht). Außerdem werden zwei zweifaktorielle Interaktionen der sprachlichen Gestaltung mit Dispositionen der SchülerInnen (sprachliche Gestaltung und inhaltliches Vorwissen sowie sprachliche Gestaltung und Verständnis narrativer Texte) in Hinblick auf ihren Einfluss auf das Textverständnis getestet. In einem zweiten Schritt wird die Rolle des Sprachhintergrunds für das Textverständnis näher untersucht. Das Lesen aller Textversionen führt zu einem statistisch abgesicherten Zuwachs in der Anzahl der korrekt beantworteten Fragen vom Prä- zum Posttest. Erklärungsmächtige multiple lineare Regressionsmodelle erweisen sich als studienübergreifend robust und belegen rein sprachliche Manipulationen auf der Textoberfläche und in Bezug auf die semantische Redundanz, die kognitive Strukturierung und konzeptuelle Konflikte nach Groeben (1978) in Hinsicht auf die angestrebte Textverständnisförderung als wirkungslos. Mit Blick auf die Dispositionen der NeuntklässlerInnen zeigen das inhaltliche Vorwissen sowie der Wortschatz den größten Einfluss auf das Textverständnis. Die getesteten Interaktionen wirken nicht signifikant auf das Textverständnis. In beiden Studien schneiden die nicht-monolingual deutschen SchülerInnen in allen Sprachkompetenzen mit Ausnahme der basalen Lesekompetenz signifikant schlechter ab als ihre monolingualen MitschülerInnen. Dies belegen t-Tests für unabhängige Stichproben. Multigruppenmodelle weisen studienübergreifend nach, dass der Sprachhintergrund den Einfluss der kognitiven Dispositionen der SchülerInnen auf das Textverständnis nicht moderiert. Vielmehr, so zeigen Pfadmodelle in beiden Studien, mediieren die Dispositionen der SchülerInnen den Einfluss des Sprachhintergrundes auf das Textverständnis. Damit ist das auf das Textverständnis wirkende Gefüge der kognitiven Dispositionen der SchülerInnen als vom Sprachhintergrund unabhängig anzusehen. Der nicht-monolingual deutsche Sprachhintergrund führt aber dazu, dass die für das Lesen relevanten kognitiven Dispositionen der SchülerInnen im Durchschnitt schlechter ausgeprägt sind. Limitationen dieser Arbeit sowie Implikationen der Befunde für die Schulpraxis werden abschließend diskutiert. (übernommen). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2025/3 |