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Autor/in | Oberle, Christina |
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Titel | Evaluation simulationsbasierter Lehr- und Lernmethoden bei angehenden Hebammen. |
Quelle | Ulm: Universität Ulm (2025), VII, 173 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2); PDF als Volltext (3) Dissertation, Universität Ulm, 2025. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monografie |
DOI | 10.18725/OPARU-55659 |
URN | urn:nbn:de:bsz:289-oparu-55734-3 |
Schlagwörter | Kompetenz; Evaluation; Lernumgebung; Unterrichtsmethode; Geburtshilfe; Berufsausbildung; Hebamme; Studium; Dissertation; Simulation |
Abstract | Hintergrund: Das Hebammenstudium in Deutschland wurde 2019 durch gesetzliche Vorgaben einer Reform unterzogen, welche unter anderem Anforderungen zum kompetenzorientierten Lernen und zur Simulation in der staatlichen Prüfung vorsieht. Simulation wird als effektive Maßnahme zur gesundheitswissenschaftlichen Lehre und als Verbindung von Theorie und Praxis gesehen. Die aktuelle Befundlage dazu ist lückenhaft. Methodik: In der multizentrischen, prospektiven Kohortenstudie wurden Kompetenzveränderungen angehender Hebammen aus Baden-Württemberg durch Simulationsszenarien in der Selbst- und Fremdevaluation überprüft und mit Hilfe der validierten Instrumente Student Satisfaction and Self-Confidence in Learning und Simulation Effectiveness Tool - Modified untersucht. Ergänzend erfolgten ein Multiple-Choice-Test und Videobeobachtungen unter Verwendung des Tools Creighton Competency Evaluation Instrument. Verglichen wurden Hebammenstudierende, die nach dem Hebammengesetz von 2019 ausgebildet werden, mit Hebammenauszubildenden nach dem Hebammengesetz von 1985. Dabei wurden Veränderungen des Fachwissens bei den angehenden Hebammen im Prä-post-Vergleich konfirmatorisch geprüft. Bei den aktiven Simulationsteilnehmerinnen wurden Kompetenzveränderungen explorativ im Bezug zu zwei Kompetenzmodellen untersucht. Als Referenz dienten die formalen Kompetenzen (Komp.) der Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV) sowie die berufsbildenden Kompetenzstandards, an denen sich die Duale Hochschule Baden-Württemberg orientiert. Signifikanzen im Prä-post- und im Kohortenvergleich wurden mittels nichtparametrischer Tests berechnet, Zusammenhänge der Kompetenzen wurden anhand des Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman ermittelt. Ergebnisse: Die Ergebnisse in Bezug auf die Kompetenzen gemäß der HebStPrV bzw. des berufsbildenden Modells ergaben, dass Simulation einen Effekt auf einen Teil der Kompetenzen hat. Simulationsbasierte Lehr- und Lernmethoden bewirken einen signifikanten Zuwachs an Wissen bei angehenden Hebammen, welches in der Kompetenz I und der Fachkompetenz inkludiert ist. Sowohl Simulationsteilnehmerinnen als auch angehende Hebammen, die als Beobachterinnen an der Simulation teilnahmen, wiesen hier bessere Ergebnisse nach der Simulation auf. Es zeigten sich zu den Vorgaben der HebStPrV auch signifikant bessere Ergebnisse nach den Simulationen in der Kompetenz II (evidence based medicine), bei Hebammenstudierenden in der Kompetenz V (Patientensicherheit) und in der Kompetenz VI (Lernprozess). Hinsichtlich der Kompetenzstandards in der Berufsausbildung zeigten die Simulationsteilnehmerinnen einen signifikanten Zuwachs durch die Simulation zudem in der Methoden- und in der Personalen Kompetenz. Im Kohortenvergleich war das Fachwissen der Studentinnen nach Simulation signifikant höher als das der Auszubildenden. Die Auszubildenden hingegen zeigten eine bessere Performanz in Kompetenz II (evidenzbasierte Entscheidungen und Handlungen), der Kompetenz V (Patientensicherheit) und in der Methodenkompetenz (Skills). Im Kompetenzerwerb zeigten sich Korrelationen zwischen dem Aspekt des Lernens durch Selbstsicherheit (Komp. VI) im Zusammenhang mit Fachwissen (Komp. I), Unterstützung der Gebärenden (Komp. III), Kommunikation (Komp. IV) und Patientensicherheit (Komp. V). Ebenso wurden Zusammenhänge zwischen der Selbstsicherheit und der Zufriedenheit (Personale Kompetenz) und den Skills (der Methodenkompetenz) im Kontext berufsbildender Kompetenzen erkannt. Diskussion: Simulationen bei angehenden Hebammen sind eine wertvolle, ergänzende Lehr- und Lernmethode. Dabei werden theoretisches Fachwissen verbessert, evidenzbasierte Handlungen und Entscheidungsfindungen gefördert, Anwendungen zur Patientensicherheit erhöht, Selbstsicherheit entwickelt und der Lernprozess motivational unterstützt. Der nachgewiesene Zuwachs des Fachwissens bei beobachtenden Probandinnen ist für die Planung und praktische Umsetzung der Lehre besonders relevant, da aus Kapazitätsgründen nicht alle Lernenden einer Kohorte als Teilnehmende in Simulationen integriert werden können. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass alle ihr Wissen verbessern. Simulation ist neben Vorlesungen ein wichtiges Instrument, um wissenschaftliche Empfehlungen zu vermitteln und aktiv zu üben. Dabei wird die wahrgenommene Lücke zwischen Theorie und Praxis verringert. Zukünftige Hebammen können bereits während ihres Studiums das Thema der Patientensicherheit entwickeln. Themen wie Infektionsrisiken, Medikamentengabe und der korrekte Umgang mit der Technik werden praktisch geübt und gemeinsam evaluiert. Im Kohortenvergleich zeigt sich, dass Studierende Lerninhalte des Debriefings besser in ihr Fachwissen übertragen als Auszubildende. Dies lässt sich durch die Fähigkeit zum selbstreflexiven Lernen begründen, welches in der Simulation gefordert und an Hochschulen bedeutend stärker verlangt wird, sodass Studierende Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit beim Lernen gewohnt sind. Die signifikant bessere Performanz der Auszubildenden kann darin begründet sein, dass sie mehr praktisch orientiertes Feedback gewöhnt sind und Rückmeldungen schneller in ihre praktischen Fertigkeiten umsetzen können. Die Korrelationen zwischen der Selbstsicherheit und der positiven Selbsteinschätzung im Kompetenzerwerb bekräftigen die wichtige Rolle der Selbstwirksamkeit bei angehenden Hebammen, was essenziell für eine gute Patientenversorgung ist, um kompetent zu praktizieren. Die Personale Kompetenz, in Bezug auf die Lernmotivation, wird durch die Simulation unterstützt. Eine Lernumgebung, die die Zufriedenheit fördert und die Motivation verbessert, erhöht die Wahrscheinlichkeit, den erwarteten Lernerfolg zu erreichen. Schlussfolgerung: Es konnte nachgewiesen werden, dass mehrere Kompetenzen der HebStPrV durch die Simulation erfolgreich weiterentwickelt wurden. Durch die Integration der simulationsbasierten Lehr- und Lernmethode entsteht eine Bandbreite verschiedener Formate aus theoretischen Vorlesungen, Simulationen und klinischer Praxis, welche nachweislich das Lernen positiv beeinflussen. Daher wird empfohlen, für den Kompetenzerwerb der angehenden Hebammen Simulationen und deren Integration in das Hebammenstudium weiterzuentwickeln. Gerade vor dem Hintergrund einer Begleitevaluation der kürzlich etablierten, primärqualifizierenden Studienkonzeption werden weitere wissenschaftliche Untersuchungen auch im Längsschnitt für notwendig erachtet. (übernommen). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2025/3 |