Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Meyer, Marie |
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Titel | Jugendliche Identitätsnarrative in einer Kultur der Digitalität. Chancen und Herausforderungen für Bildungsprozesse am Beispiel des Religionsunterrichts. |
Quelle | Aachen: Universitätsbibliothek der RWTH Aachen (2023), 197 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2); PDF als Volltext (3); PDF als Volltext (4) Dissertation, RWTH Aachen, 2023. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monografie |
DOI | 10.18154/RWTH-2024-10048 |
URN | urn:nbn:de:101:1-2411200044110.317545672253 |
Schlagwörter | Jugend; Medienpädagogik; Digitalisierung; Virtuelle Realität; Dissertation; Lebenswelt |
Abstract | Wir leben in einer von digitalen Medien geprägten "Wissens- und Informationsgesellschaft". Hinter dieser allseits bekannten Gesellschaftsdiagnose verbirgt sich die Erfahrung vieler Menschen, in ihrem Alltag nahezu überall auf Bilder, Informationen und Daten zu treffen. Die Tatsache, dass die Menschen in virtuellen Welten nicht nur mit objektiven Daten und Informationen konfrontiert werden, sondern in erster Linie mit solchen, die sie affizieren, ruft nicht nur die Psychologie als Disziplin auf den Plan, sondern auch die Erziehungswissenschaften und die Religionspädagogik. Alle drei befassen sich mit der Art und Weise, wie wir der Welt begegnen, also uns Dinge aneignen, und beiden ist durchaus bewusst, dass sich im Zuge der Digitalisierung in einem veränderten Verhältnis zu den Informationen einerseits und zu den ausgelösten Affekten anderseits stehen. Jugendliche, das sind nicht nur Menschen auf dem Weg zum Erwachsensein. Jugendlicher sein, das bedeutet, neue Interessen und neue Beziehungen aufzubauen und kindliche Verhaltensmuster ablegen. Nunmehr zählt nicht mehr nur das, was die Eltern sagen, sondern es gilt sich zunächst dagegen zu wehren, um anschließend einen eigenen Weg zu finden. Auf diesem für alle Beteiligte - manchmal steinigen - Weg der Abgrenzung entdeckt der Jugendliche seine Position in der Welt und entwirft ein neues Bild von seiner Identität. Dieser Prozess findet wesentlich narrativ statt. Erzählend entwickeln junge Menschen ihr Selbst- und Weltbild. Einen Großteil der lebensweltlichen Erfahrungen sammeln Jugendliche heutzutage in virtuellen Welten. Hier bloggen, chatten, twittern, liken, kommentieren und posten sie und bauen so Beziehungen zu sich, zu anderen, zur Welt auf und konstruieren dabei Identitätsentwürfe in Abgrenzung zu anderen. In virtuellen Welten generieren sie Sinn- und Identitätsentwürfe, verwerfen sie und kreieren neue. Die damit einhergehenden und veränderten Welt- und Selbstbeziehungen bringen viele Fragen mit sich, die für die Erziehungswissenschaften und nicht zuletzt auch für die Religionspädagogik von hoher Relevanz sind. Neben entwicklungspsychologischen und genuin pädagogischen Fragestellungen stellt sich mit erhöhter Dringlichkeit vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen die Wirklichkeitsfrage, die vor allem die im öffentlichen Raum oftmals mittels einer Gegenübersetzung von "real" und "virtuell" thematisiert wird. Die Frage nach der Wirklichkeit ihrerseits geht wohl oder übel immer mit der Frage nach dem Glauben einher. Es fragt sich, was haben religiöse und virtuelle Welten miteinander zu tun? Zunächst ist jedoch zu klären, unter welchen erziehungswissenschaftlich verantworteten Prämissen das Thema "Medien/Digitalität" in den Schulalltag zu integrieren ist. Sollte die Schule nicht ein "medienfreier Raum" bleiben, wie einige wenige dies fordern? Und: Wie können Kinder und Jugendliche zu einem gesunden und kompetenten, also verantwortungsbewussten Umgang mit Medien erzogen werden? Die Corana-Pandemie, die seit Februar 2020 nahezu die gesamte Weltbevölkerung vor viele medizinische, soziale, psychologische und pädagogische Herausforderungen gestellt hat, beschleunigte den Digitalisierungsprozess an Schulen und Universitäten in einer nie vorher gekannten Weise. Auch wenn vielen während dieser Zeit bewusst geworden ist, dass ein Lehrer niemals durch einen Roboter und Schule mehr als nur ein Lernort ist, so hat das Ausweichen auf digitale Formate für Schule und Beruf einen Ruck in die Richtung der Zukunft gegeben. Gleichzeitig wurden viele Mängel durch diese plötzliche Entwicklung sichtbar, sowohl auf der Seite der Schüler:innen als auch der Lehrer:innen: Das fehlende Equipment in Schulen, das fehlende Knowhow (auf beiden Seiten), die Frage nach der Leistungsermittlung auf digitalem Weg. Einiges konnte im Laufe der Zeit ausgeglichen werden, da die Pandemie länger anhielt, als zunächst vermutet und erhofft. Viele Lehrer:innen sind mittlerweile überzeugt, dass sie Inhalte und Methoden, die sie im Fernunterricht über digitale Medien einsetzen mussten, beibehalten oder weiterentwickeln werden. Die Herausforderung, Schule und Unterricht an die digitalen Lern- und Lebensumgebungen der Schüler anzupassen, stellt sich auch nach Corona mit großer Vehemenz. Angesichts der skizzierten gesellschaftlichen Parameter einerseits und angesichts der Forschungsdesiderata andererseits befasst sich die Dissertationsschrift an zentraler Stelle mit nachfolgender Frage: Inwiefern können Lehr- und Lernsettings wie beispielsweise der Religionsunterricht (medien-) pädagogische und (medien-) didaktische Anschlussmöglichkeiten für die narrative Identitätskonstruktionen Jugendlicher in einer Kultur der Digitalität bieten? Die Arbeit ist fundamental hermeneutisch angelegt. Antworten auf die Forschungsfragen werden mittels soziologischer, erziehungswissenschaftlicher und religionspädagogischer Erkenntnisse gesucht. Ausgegangen wird von der Annahme, dass Medien und Religion in einem erkenntnisreichen Verhältnis zueinanderstehen, das sowohl auf inhaltlicher Ebene als auch auf methodischer Ebene folgenreiche Perspektiven für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht aufzeigt. Manfred Pirner spricht zu Recht von der Religion als einem "hermeneutischen Schlüssel für die Medienkultur" aufgrund ihrer Bedeutung für die Menschen, Kultur und den Einzelnen, der sowohl eine konstruktive als auch eine kritische Perspektive mit sich bringt. (übernommen). We live in a `knowledge and information society´ characterised by digital media. Behind this well-known social diagnosis lies the experience of many people who encounter images, information and data almost everywhere in their everyday lives. The fact that people are not only confronted with objective data and information in virtual worlds, but primarily with information that affects them, not only calls psychology as a discipline onto the scene, but also educational science and religious education. All three are concerned with the way in which we encounter the world, i.e. how we appropriate things, and both are well aware that digitalisation has changed our relationship to information on the one hand and to the emotions triggered on the other.Young people are not just people on their way to adulthood. Being a teenager means developing new interests and new relationships and discarding childish behaviour patterns. Now it's no longer just what the parents say that counts, but the first step is to resist it and then find your own way. On this - sometimes rocky - path of demarcation for all involved, the young person discovers their position in the world and creates a new image of their identity. This process is essentially narrative. Young people develop their view of themselves and the world through storytelling. Nowadays, young people gather a large part of their life experiences in virtual worlds. This is where they blog, chat, tweet, like, comment and post, building relationships with themselves, others and the world and constructing identities in contrast to others. In virtual worlds, they generate concepts of meaning and identity, discard them and create new ones. The resulting changes in relationships with the world and the self raise many questions that are highly relevant for educational science and, not least, for religious education. In addition to questions of developmental psychology and genuine pedagogical issues, the question of reality arises with increased urgency against the background of social developments, which is often thematised in the public sphere by means of a juxtaposition of `real´ and `virtual´. For better or worse, the question of reality always goes hand in hand with the question of faith. The question is, what do religious and virtual worlds have to do with each other? First of all, however, it is necessary to clarify the educationally responsible premises under which the topic of `media/digitality´ can be integrated into everyday school life. Shouldn't school remain a `media-free space´, as a few are calling for? And: How can children and young people be educated to use media in a healthy and competent, i.e. responsible, way? The coronavirus pandemic, which has presented almost the entire global population with many medical, social, psychological and educational challenges since February 2020, has accelerated the digitalisation process at schools and universities in a way never seen before. Even though many have realised during this time that a teacher can never be replaced by a robot and that school is more than just a place of learning, the shift to digital formats for school and work has given a jolt in the direction of the future. At the same time, many shortcomings have become apparent as a result of this sudden development, both on the part of students and teachers: The lack of equipment in schools, the lack of know-how (on both sides), the question of determining performance digitally. Some of these issues have been resolved over time, as the pandemic lasted longer than initially expected and hoped. Many teachers are now convinced that they will retain or further develop the content and methods they had to use in distance learning via digital media. The challenge of adapting schools and teaching to the digital learning and living environments of students is also being met with great vigour after coronavirus. In view of the social parameters outlined on the one hand and the research desiderata on the other, the dissertation focuses on the following question: To what extent can teaching and learning settings such as religious education offer (media) pedagogical and (media) didactic opportunities for the narrative identity constructions of young people in a culture of digitality? The work is fundamentally hermeneutic. Answers to the research questions are sought by means of sociological, educational science and religious education findings. It is based on the assumption that media and religion are in an insightful relationship with one another, one that reveals momentous perspectives for future-oriented religious education both in terms of content and methodology. Manfred Pirner rightly speaks of religion as a `hermeneutic key for media culture´ due to its significance for people, culture and the individual, which brings with it both a constructive and a critical perspective. (übernommen). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2025/2 |