Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Gerke, Jelena |
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Titel | Frauen als Täterinnen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen - Erkenntnisse zu Vorkommen, spezifischen Folgen und Folgeerfahrungen für Betroffene. |
Quelle | Ulm: Universität Ulm (2024), VII, 44 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2); PDF als Volltext (3) Dissertation, Universität Ulm, 2024. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monografie |
DOI | 10.18725/OPARU-53816 |
URN | urn:nbn:de:bsz:289-oparu-53892-3 |
Schlagwörter | Gewalttätigkeit; Jugend; Mutter; Frau; Geschlechterstereotyp; Kind; Kriminalität; Stigmatisierung; Sexueller Missbrauch; Dissertation; Prävention |
Abstract | In umfangreich vorliegender Forschung werden sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen sowie ihre psychiatrischen und psychosozialen Folgen für die Betroffenen beschrieben. Ein in der Forschung bisher vernachlässigtes, aber zunehmend beachtetes Thema ist sexueller Missbrauch durch Frauen. Das Ziel der vorliegenden Dissertation war es, das Vorkommen von Missbrauch durch Frauen anhand repräsentativer Stichproben darzustellen, dabei die Rolle der Mutter näher zu beleuchten und, vor dem Hintergrund, dass bisherige Forschung häufig auf Täterinnendaten basiert, Betroffene und die erlebten spezifischen Folgen und Folgeerfahrungen stärker in den Fokus der Forschung zu rücken. Die vorliegende Dissertation umfasst zwei Publikationen, die auf repräsentativen Daten der deutschen Bevölkerung basieren, und eine weitere, in der die Gesprächsdokumentationen des Hilfe-Telefons Sexueller Missbrauch quantitativ ausgewertet wurden. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Frauen als Täterinnen einen kleinen, aber bedeutsamen Anteil an sexuellem Kindesmissbrauch haben: Je nachdem, ob sie alleine handelten oder zusammen mit einem Mann, zeigte sich eine Prävalenz von etwa 6 - 21 %. Betroffene von Täterinnen waren signifikant häufiger männlich. Die leibliche Mutter war am häufigsten die Täterin - und innerhalb der Gruppe der Täterinnen häufiger als Väter in der Gruppe der Täter. Leibliche Mütter spielten zudem bei jedem fünften betroffenen Kind (bzw. bei jedem dritten von sexueller Gewalt durch Männer betroffenen Kind) eine wichtige Rolle als Mitwissende, die von der Gesellschaft bisher unterschätzt wird. Infolge sexueller Gewalt durch Frauen erleben Betroffene vergleichbar schwere, aber unterschiedliche Folgen im Vergleich zu Betroffenen, die durch einen Mann missbraucht wurden. Es zeigten sich im Allgemeinen eher vermeidende Bewältigungsmechanismen, die auf ein fehlendes Verständnis für das erlebte Unrecht bzw. eine erschwerte Hilfesuche aufgrund von Stigmatisierung und Bagatellisierung zurückgeführt werden. Die vorliegende Dissertation verdeutlicht, dass es sexuelle Gewalt durch Frauen und insbesondere Mütter gibt und diese ernstgenommen werden muss. In der Gesellschaft verankerte Geschlechterstereotypen führen jedoch bisher dazu, dass diese stigmatisiert und bagatellisiert wird. Betroffene fürchten bisher, im sozialen Umfeld, aber auch im Hilfesystem auf Unglauben zu stoßen, sodass sie eine Offenlegung eher meiden und dysfunktionale Bewältigungsmechanismen entwickeln, die zu spezifischen Folgen führen können. Ein Abbau der Geschlechterstereotype in der Gesellschaft sowie eine Sensibilisierung des Hilfesystems bzgl. eigener Wahrnehmungsverzerrungen und einer Verleumdungskultur scheint dringend angezeigt. (übernommen). In extensive existing research, child sexual abuse, as well as its psychiatric and psychosocial consequences for the victims, is described. A previously neglected but increasingly noted topic in research is female-perpetrated child sexual abuse (FCSA). The aim of the present dissertation was to depict the occurrence of FCSA based on representative samples, to closely examine the role of the mother, and, against the backdrop that previous research often focuses on perpetrator data, to bring the victims and their specific experiences and consequences more into the research spotlight. The present dissertation includes two publications based on representative data from the German population and another publication in which the documented data of the German Sexual Abuse Telephone Helpline was quantitatively analyzed. The results showed that women as perpetrators constitute a small but significant proportion of child sexual abuse: Depending on whether they acted alone or together with a man, a prevalence of about 6 - 21% was found. Victims of female perpetrators were significantly more often male. The biological mother was most frequently the perpetrator - and within the group of female perpetrators more frequent than fathers in the group of male perpetrators. Biological mothers also played an important role as bystanders in every fifth case of child sexual abuse (or every third case of male-perpetrated child sexual abuse), a fact that has been underestimated by society so far. As a result of FCSA, victims experience comparably severe but different consequences compared to those abused by men. Generally, avoidant coping mechanisms were more common, which can be attributed to a lack of understanding of the injustice experienced or difficulty in seeking help due to stigmatization and trivialization. The present dissertation demonstrates that sexual abuse by women, and especially mothers, exists and must be taken serious. However, gender stereotypes entrenched in society lead to stigmatization and trivialization. Victims currently fear being met with disbelief in their social environment and in the support system, causing them to avoid disclosure and develop dysfunctional coping mechanisms, which can lead to specific consequences. Reducing gender stereotypes in society and raising awareness in the support system regarding its own perceptual biases and a culture of denial appears urgently needed. (übernommen). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2025/1 |