Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Leipersberger, Tatjana |
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Titel | Obdachlos, psychisch krank und doch dabei - Entwicklung einer Fortbildungskonzeption zur Begleitung dieses Personenkreises auf der Grundlage von Interviews mit obdachlosen Psychiatrieerfahrenen in Hamburg und Columbus, Ohio. |
Quelle | Lüneburg: Universitätsbibliothek der Leuphana Universität Lüneburg (2013), ii, 343 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2); PDF als Volltext (3) Lüneburg, Leuphana Universität Lüneburg, Diss., 2012. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monographie |
URN | urn:nbn:de:gbv:luen4-opus-142533 |
Schlagwörter | Interview; Grounded Theory; Psychische Störung; Dissertation; Weiterbildung; Obdachlosigkeit; Obdachloser |
Abstract | In Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe befinden sich zunehmend Menschen, die nicht nur wohnungslos, sondern gleichzeitig auch psychsich krank sind. Allerdings lassen sich diese Menschen meist nur schwer oder überhaupt nicht dazu motivieren, zur Behandlung ihrer Störungen fachpsychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Woran liegt das? Das Herzstück dieser Arbeit bildet eine qualitative Untersuchung, die diese Frage zu erhellen sucht. Dazu wurde in zwei Kulturbereichen - Deutschland und den USA - geforscht, um die psychiatrische Versorgung jeweils aus der Sicht ihrer odachlosen Nutzerinnen und Nutzer kennen zu lernen. Insgesamt 44 psychiatrieerfahrene und überwiegend zum Interviewzeitpunkt nach wie vor wohnungslose Menschen waren dazu in Hamburg und Columbus, Ohio in ihrer Lebenswelt befragt worden. Als Erhebungsinstrument diente ein halbstrukturierter Interviewleitfaden. Das methodische Vorgehen orientierte sich an den Maßgaben der Grounded Theory sowohl in ihrer klassischen Variante nach Glaser & Strauss (1969) als auch unter Berücksichtigung ihrer Erweiterungen aus konstruktivistischer Perspektive (Charmaz, 2006). Kapitel 1 gibt zunächst einen Überblick über Problemstellung, Forschungslage und Fortbildungssituation im Hinblick auf obdachlose Menschen in Deutschland. In Kapitel 2 wird dieser Überblick auf obdachlose, psychisch kranke Menschen hin präzisiert. Mit der Darstellung von Phänomenen wie Trauma, dem Stigmatisierungsansatz nach Goffmann, verschiedenen Modellen seelischer Gesundheit und stärkeorientierter Beziehungsgestaltung und nicht zuletzt neuer Theorieperspektiven in der Sozialen Arbeit werden theoretische Rahmenkonzepte benannt. Für die Entdeckungslogik der Grounded Theory ist allerdings entscheidend, dass diese theoretischen Orientierungen die Datenerhebung nicht als exante Hypothesen strukturiert haben. Ihre Rezeption war im Gegenteil durch die empirischen Befunde aufgegeben. Kapitel 3 führt in die Forschungsstrategie der Grounded Theory ein und zeichnet anschließend durch 20 ausgewählte Einzeldarstellungen ein Bild von der Lebensrealität der Zielgruppe. Die Auswertung der Interviews offenbart große Unverträglichkeiten zwischen den Bedürfnissen der Adressatinnen und Adressaten und der tatsächlichen Versorgungsrealität auf den drei Ebenen eigene Person, Institution und Gesellschaft. Diese führen vielfach zu misslungenen Aneignungs- und Austauschprozessen, die mit fehlender sozialer Anerkennung einhergehen und ein Verständnis der Zielgruppe als Opfer anstelle von Tätern ihrer eigenen Geschichte begünstigt. In Vorbereitung auf das Schlusskapitel werden in Kapitel 4 die Grundlagen einer bildungstheoretischen Didaktik mit ihrem emanzipatorischen Impetus erläutert und der Gedanke exemplarischen Lernens vorgestellt. Kapitel 5 führt schließlich die Erkenntnisse aus Kapitel 3 zu drei Fortbildungsmodulen zusammen. Ausgehend von den empirisch ermittelten am Interaktionsprozess beteiligten Akteurinnen und Akteuren wird das Krankheitserleben aus drei Perspektiven reflektiert: 1. Die leibgebundene Betroffenenperspektive (Greb, 2009), 2. Das Individuum im Austausch mit anderen (Interaktionsperspektive), 3. Das Individuum im Aufeinandertreffen mit Institutionen (Institutionelle Perspektive). Die methodisch-didaktische Ausgestaltung dieser drei Lernsituationen wird Gegenstand künftiger Forschungstätigkeit der Verfasserin sein. Als Lernziele für die Helferinnen und Helfer lassen sich schon jetzt u. a. folgende benennen: - Würdigen der in bestimmte Symptome und Handlungen investierten Kraft, - Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Ängsten und Arbeit an der eigenen Haltung, - Entwicklung einer kritischen Distanz zu den Institutionen, in denen sie arbeiten, - Erarbeitung von Strategien zur Beseitigung/Rückgängigmachung von Praktiken, die die Souveränität der Klientel unnötig einschränken. (Orig.). An increasing number of people in facilities for the homeless are not just homeless but mentally ill at the same time. Yet, often it is very difficult to engage these individuals in mental health treatment. Why is that? At the core of this book is a qualitative study that seeks to illuminate this question. The research was undertaken in two countries, Germany and the United States in an effort to experience each system of psychiatric care through the eyes of its users. A total of 44 mentally disturbed individuals - most of whom were still homeless at the time of the inquiry - were interviewed in their living environment either in Hamburg, Germany or Columbus, Ohio, USA. A semi-structured interview guide served as a research tool. The researcher decided on a Grounded Theory approach as it was originally introduced by Glaser and Strauss in 1969, but incorporated constructivist ideas (Charmaz, 2006). Chapter 1 outlines the problem of homelessness and its current state of research as well as the situation of continuing education in this area in Germany. Chapter 2 then focuses on homeless individuals with mental problems. With the delineation of phenomena - like trauma, Goffman's concept of stigma and spoiled identity, different models of mental health and strength-based practice, and also new social work theories - a theoretical framework is presented. Congruent with Grounded Theory principles, those frameworks did not prematurely influence the research with pre-existing hypotheses. Instead, the empirical findings directly determined the reception of these concepts. Chapter 3 introduces the Grounded Theory approach followed by a presentation of 20 selected case examples offering a glimpse into the daily reality of the individuals interviewed. Data analysis shows a major discrepancy between users´ needs and the reality of care on a personal, institutional and societal level. The results prove failed processes of acquisition and mutuality accompanied by a lack of social acceptance. This failure inherently promotes the client´s selfperception as victim rather than being in control of his or her own life. Preparing the way for the final chapter, Chapter 4 outlines the concept of "Bildungstheoretische Didaktik" with its emancipatory impetus, and introduces the idea of exemplary learning. Chapter 5 finally merges the findings of Chapter 3 into three modules designed for the continuing education of helping professionals. Based on the empirically determined actors in the communication process, the experience of sickness is reflected from three perspectives: 1. The body-bound perspective of the ill individual, 2. The individual in interaction with others, 3. The individual in confrontation with institutions. While the author envisions further research developing the methodical and didactic aspects of the modules, some of the educational objectives concerning training participants are already clear: - Appreciation of clients´ strength invested in particular symptoms and actions, - Close examination of participants' own strengths and fears as well as work on their attitude, - Nurturing a critical stance toward institutions where participants work, - Development of strategies appropriate to eliminate or cancel practices that unnecessarily limit clients' sovereignty. (Orig.). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2013/4 |