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Autor/in | Speckemeier, Christian |
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Titel | Intelligenz und Wissen. Schlüsselkompetenzen im Kontext personalpolitischer Eignungsdiagnostik. Validierungsstudie des Wissenstests START-W für Berufseinsteiger. |
Quelle | Berlin: Freie Universität Berlin (2011), 324 S.
PDF als Volltext (1); PDF als Volltext (2) Berlin, Freie Universität Berlin, Diss., 2011. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Monografie |
URN | urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000023257-8 |
Schlagwörter | Wissen; Validität; Intelligenz (Psychologie); Wissenstest; Schlüsselqualifikation; Dissertation; Berufsanfänger |
Abstract | Mit der Arbeit wird das Ziel verfolgt, ein Testverfahren weiter zu entwickeln, welches das Wissen genau und zuverlässig erfasst, im Induktionsschluss eine differenzierte Aussage über die individuelle Wissensausprägung ermöglicht sowie eine Prognose über den zukünftigen Ausbildungserfolg erlaubt. Der START-W Wissenstest wird Bestandteil der umfassenden START-Testbatterie sein, die individuelle Basiskompetenzen beim Berufseinstieg abbildet und an der DIN Norm 33430 orientiert ist. Die Bedeutung von Wissen im beruflichen Kontext ergibt sich aus der Schlüsselkompetenz-forschung und der Einsicht, dass Wissen als Grundvoraussetzung für die "die bewusste Verarbeitung, Umwandlung, Bewertung und Verknüpfung von Informationen zu etwas Neuem, zu Ideen, Handlungen, zu Produkten und Dienstleistungen" (Blümelhuber, 2005, S.145) verstanden wird. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Wandels wird die Wichtigkeit zur Kompetenzentwicklung und diagnostischen Erfassung von Schlüsselkompetenzen von verschiedenen Institutionen im nationalen und internationalen Raum herausgestellt. Intelligenz und Wissen werden hier als relevante Fähigkeiten gesehen, um neuartige (berufliche) Probleme zu bewältigen, fachübergreifend zu denken, zielgerichtet zu handeln und Zusammenhänge herzustellen (z.B. Schuler & Höft, 2006). Eine Systematisierung des Zusammenhangs zwischen Intelligenz und Wissen bzw. fluider und kristallisierter Intelligenz stellt die Investmenttheorie von Cattell (1971a, 1987) dar. Die Strukturtheorie bildet die Grundlage für die folgenden Forschungsansätze. Die Basis für die avisierte Validierungsstudie bildet eine Stichprobe von 753 Probanden im Alter von 16-46 Jahren (Durchschnittsalter 20,74), die einen deutlichen Bezug zur Zielpopulation potentieller Berufseinsteiger erkennen lässt. Die Items und Skalen werden exploratorisch analysiert. Es resultieren befriedigende Kenn-werte, die den Kriterien der Testkonstruktion entsprechen. Anschließende Reliabilitätsschätzungen bekräftigen den Befund, dass das Wissen zuverlässig gemessen werden kann. Die Überprüfung der konvergenten Validität mit dem Bochumer Wissenstest (Hossiep & Schulte, 2008) ergibt, dass beide Verfahren konvergente Konstrukte darstellen und das erworbene Wissen bzw. die kristallisierte Intelligenz erfassen. Im Rahmen der Konstruktvalidität konnte anhand von konfirmatorischen Faktorenanalysen zudem die intendierte Struktur differenziert abgebildet werden. Das Strukturgleichungsmodell macht deutlich, dass sowohl die intendierten Themenbereiche, die verbal, numerisch und figural kodierten Inhaltsskalen sowie der Faktor "kristallisierte Intelligenz" (gc) extrahiert werden können. Die Übereinstimmungsvalidität (Schulnoten des letzten Abschlusszeugnisses) sowie die prognostische Validität (Durchschnittsnote des ersten Ausbildungssemesters an den Schulen für Gesundheitsberufe-Probehalbjahr), als Teilaspekte der Kriteriumsvalidität, können als zufriedenstellend bezeichnet werden. Hinsichtlich der praxisorientierten Verwendung des Testverfahrens kommt der prognostischen Validität eine besondere Relevanz zu, da die Befunde einen Rückschluss auf den Ausbildungserfolg an den Schulen für Gesundheitsberufe zulassen. Auf einer übergeordneten Ebene wird die Frage nach den Interaktionsfacetten von fluider und kristallisierter Intelligenz untersucht. Allgemeiner formuliert, wird im Sinne der Investmenttheorie (Cattell, 1971a, 1987) der Einfluss von Anlage und Umwelt auf die Wissensakkumulation analysiert, mögliche Erklärungsansätze diskutiert und damit anwendungsbezogene, diagnostische Implikationen in Aussicht gestellt. Hierzu werden die Wissensdifferenzen in Abhängigkeit des Alters, der Muttersprache, des Geschlechts und des Bildungsniveaus betrachtet. Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen fluider Intelligenz (gf) und kristallisierter Intelligenz (gc) zeigt sich, dass gc` (nested factor) auf einem geringeren Generalitätsniveau, bei dem vor allem die wissensthematischen Varianzen relevant sind, eher gering mit der fluiden Intelligenz (gf) korreliert. Demgegenüber korrelieren die leichter generalisierbaren, inhaltsgebundenen Wissensvarianzen (gc) höher mit der fluiden Intelligenz (gf). Mit Bezug auf eine praxisorientierte Verwendung lässt sich feststellen, dass die simultane Erfassung von fluider und kristallisierter Intelligenz bei Tätigkeitsprofilen, die eine breite Wissensbasis erfordern eine bedeutendere Rolle einnimmt. Mittels uni- und multivariater Analysemethoden wurden überdies umweltbedingte Wirkungsfaktoren auf die Wissensausprägung untersucht. Es zeigt sich, dass vor allem das Bildungsniveau eine erklärungsstarke Bestimmungsgröße für die Wissensdifferenzen darstellt. Der START-W stellt somit einen Indikator für die Allgemeinbildung dar und er bietet ein geeignetes Differenzierungsmerkmal hinsichtlich eignungsdiagnostischer Entscheidungen an. Gleichzeitig wird ein weiterer Hinweis auf die Validität des Testverfahrens gegeben. Angesichts der ermittelten Wissensunterschiede zwischen Probanden mit Deutsch als Muttersprache und den Probanden mit anderen Muttersprachen ergeben sich vor allem im pädagogischen Bereich Einsatzmöglichkeiten. Die separat einbezogenen Befunde, dass in beiden Fällen geringere Unterschiede in der fluiden Intelligenz vorliegen, deuten darauf hin, dass differentialpsychologische Aspekte für die Praxis von hoher Bedeutung sind. Daraus lässt sich schließen, dass das Leistungsverhalten von Berufseinsteigern multifaktoriell determiniert wird. Eignungsdiagnostische Interpretationen und Entscheidungen müssen daher im Kontext der unterschiedlichen Einflussfaktoren erfolgen. Aus den dargestellten Ergebnissen lassen sich mindestens drei Anwendungsfelder des START-W und des I-S-T 2000R (Liepmann et al., 2007) ableiten, die im (a) wirtschaftspsychologischen (z.B. Berufsberatung, Bewerberselektion), (b) pädagogischen (z.B. Test zur Schul- oder Hochschulzulas-sungsvoraussetzung, Evaluation von Unterrichtskonzepten, Erfassung von subgruppenspezifi-schen Fähigkeitsunterschieden, Initiierung von Fördermöglichkeiten) und (c) klinischen Bereich liegen. Die Befunde unterstreichen die Annahme, dass eine Integration von Wissenstests und Intelligenzstrukturtests einen Erkenntnisgewinn für die berufliche Kompetenzfeststellung bedeutet. Mithin ist der Einsatz von psychologischen Testverfahren an den Schulen für Gesundheitsberufe vergleichsweise gering, obgleich ein hoher Bedarf qualifizierten Pflegekräften, aufgrund des demografischen Wandels, zu erwarten ist. Der START-W differenziert zwischen verschiedenen Bildungsgruppen, erlaubt eine Einschät-zung des zukünftigen Schul- oder Ausbildungserfolges und gewährleistet in Kombination mit der START-Testbatterie detaillierte Profilaussagen. Letztendlich steht die Erstellung dieses Fähigkeitsprofils im Vordergrund, welches sowohl den Leistungsstand als auch das Leistungspotential von Berufseinsteigern erfasst, um die individuellen Fähigkeiten in Einklang mit den schulischen und beruflichen Anforderungen zu bringen. (Orig.). |
Erfasst von | Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main |
Update | 2013/1 |