Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Juraszovich, Johannes |
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Titel | Orientierungslauf - mit Kindern unterwegs. Konstruktivistische Überlegungen zum pädagogischen Wert des Orientierungslaufs. |
Quelle | In: Bewegungserziehung, 64 (2010) 2, S. 21f. |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 1726-4375 |
Schlagwörter | Orientierungslaufen; Schulsport; Sportpädagogik; Sportunterricht |
Abstract | Verf. stellt seinen Überlegungen zum pädagogischen Wert des Orientierungslaufs (OL) ein Zitat des polnisch-amerikanischen Linguisten Alfred Korzybski voran, der schrieb: "Die Landkarte ist nicht das Territorium." Damit macht er deutlich, dass der Mensch in zwei Welten lebt - einerseits, in der Welt der Sprache, der Symbole, der Theorie und andererseits in der realen Welt, der "Gegenstände" und der Praxis. In der Metapher von Landschaft und Karte steht die Landschaft für die reale Welt, die Wirklichkeit, welche der Mensch sich mittels der Karte gangbar (viabel) macht. Die Karte ihrerseits steht für die menschlichen Ideen, Bilder und Modelle von der Wirklichkeit. Wenn die Landkarte nicht das Territorium ist, dann ist das Wissen von der Welt niemals die wirkliche Welt. Lehrer/innen geben Kindern Landkarten in die Hand, die ihnen die Wirklichkeit aus jeweils bestimmten Perspektiven erschließen sollen. Den Weg in der Realität müssen sie damit selber entdeckend finden. Dieser Weg ist ein ständiger Feedbackprozess, ein ständiges Abgleichen zwischen Wirklichkeit und Karte sowie Karte und Wirklichkeit. So wie der Mensch die Welt ständig mit seinem Bild von der Welt vergleicht, so vergleicht er im OL die Karte mit der Landschaft. Die Karte steht für die Fähigkeit des Menschen sich über die Realität denkend zu erheben, sich ein Bild von der Welt zu machen in Gestalt einer Karte, Theorie oder eines Plans. Die Karte ist also eine Abstraktion der Realität, die prinzipiell unerkennbar ist. Im OL gibt es nie den perfekten Lauf, immer nur einen möglichst individuell fehlerfreien. Die Karte als Symbol für die dem Mensch begegnende "Gegen-d" dient der Orientierung und der Übersicht. Lehrer/innen neigen dazu, ihr Wissen bzw. ihre Ideen für die Wirklichkeit zu halten, sozusagen immer mit der Karte vor der Nase durch die Landschaft zu laufen. Schüler hingegen neigen im OL dazu, die Karte ungenau zu lesen und auf Gut-Glück darauf loszulaufen. Sie stehen dann irgendwann im Wald und beginnen einen fixen Punkt zu suchen, den sie auch auf der Karte zuordnen können, um sich wieder zu finden oder sich zusammenzutun und sich gegenseitig zu helfen. Beobachtung, exakte Wahrnehmung, Kategorisierung, Symbolbildung, Transformation, ständiges zirkuläres Abgleichen und ein sich Annähern an das Ziel und noch weitere Lernerfahrungen sind im OL möglich. Lernen wird hier nicht verwechselt mit dem bloßen Auswendiglernen der Karte, sondern wird als ein autonomes, selbst entdeckendes, geistiges und körperliches Finden des Weges verstanden. Die Karte ist somit tatsächlich nicht das Territorium. Im Territorium kann jeder Mensch nur selbst, ganz nach seinen speziellen Voraussetzungen sich für den eigenen Weg entscheiden bzw. ihn sich bahnen. Die guten Läufer vergleichen dann nach dem Lauf ihre sehr individuellen Routen, um voneinander zu lernen. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen). |
Erfasst von | Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Bonn |
Update | 2011/3 |