Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Volkmann, Uwe |
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Titel | Idee und Wirklichkeit der Selbstbestimmung im modernen Staat. Von der Rückkehr des Menschen in seine selbstverschuldete Mündigkeit. Gefälligkeitsübersetzung: Idea and reality of self-determination in the modern state. The return of mankind to his self-created maturity. |
Quelle | Aus: Böhme, Gernot (Hrsg.): Der mündige Mensch. Denkmodelle der Philosophie, Geschichte, Medizin und Rechtswissenschaft. Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges. (2009) S. 55-65 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Sammelwerksbeitrag |
Schlagwörter | Autonomie; Konflikt; Selbstbestimmung; Mündigkeit; Demokratie; Demokratieverständnis; Moderne; Schuld; Staat; Transformation; Verfassung; Habermas, Jürgen; Kant, Immanuel; Weber, Max; Deutschland |
Abstract | Die Bevormundung könnte in den letzten Jahren eine eigenständige und neue Qualität angenommen haben. Das beginnt beim staatlichen Feldzug gegen das Rauchen, in dem bei allen berechtigten Erwägungen über den Schutz der Passivraucher natürlich auch ein paternalistisches Motiv zum Vorschein kommt, ein Moment der Volkserziehung, das dann nach den Rauchern auf beliebige andere Gruppen - die Konsumenten von Alkohol, die Übergewichtigen, die Unsportlichen - übertragen werden kann. Es setzt sich fort in einer amtlichen Antidiskriminierungspolitik, die jede Ungleichbehandlung wegen des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit oder des Alters sorgsam registriert, über die geschlechtsneutrale Formulierung von Stellenausschreibungen wacht, die Bürger selbst für die Wahrnehmung von Diskriminierung sensibilisiert und für ihre Verhinderung mobilisiert: Es endet noch lange nicht bei einer Gesetzgebung zum Verbraucherschutz, deren Leitbild nicht der mündige Konsument ist, der in der Lage ist, seine Entscheidungen selbst zu treffen und dann auch zu verantworten, sondern der schutz- und hilfsbedürftige Verführbare, der wegen seiner strukturellen Unterlegenheit vor den Folgen seiner eigenen Entscheidungen bewahrt werden muss. Dabei geht es nicht darum, dass die auf diese Weise verfolgten Ziele nicht ehrenwert oder die dahinterstehenden Interessen nicht berechtigt wären: Natürlich ist das Rauchen gesundheitsschädlich, natürlich ist Diskriminierung ein Unrecht, und natürlich haben die Konsumenten Anspruch auf Information und Schutz vor Überrumpelung. Aber in all den genannten Fällen wird die Verfolgung dieser Zielsetzungen erkauft durch eine Einschränkung individueller Autonomie, mit der die Betroffenen zugleich ein Stück entmündigt werden. Dazu kommt von der anderen Seite die Zunahme an Überwachung und Kontrolle, die sich unter dem Diktat des allgegenwärtigen Sicherheitsparadigmas mit der Hinwendung des Staates zur Vorsorge vollzieht. (ICF2). |
Erfasst von | GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim |
Update | 2010/4 |