Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Stanat, Petra |
---|---|
Titel | Schulleistungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Rolle der Zusammensetzung der Schülerschaft. Gefälligkeitsübersetzung: Academic achievements of adolescents with a migration background. The role of the composition of the pupils. |
Quelle | Aus: Baumert, Jürgen (Hrsg.); Stanat, Petra (Hrsg.); Watermann, Rainer (Hrsg.): Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungswesen. Differenzielle Bildungsprozesse und Probleme der Verteilungsgerechtigkeit; vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwissenschaften (2006) S. 189-219
PDF als Volltext |
Beigaben | Tabellen 7; Abbildungen 1; Literaturangaben S. 214-219 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; gedruckt; Sammelwerksbeitrag |
ISBN | 3-531-14741-2 |
DOI | 10.1007/978-3-531-90082-7_5 |
Schlagwörter | Soziale Herkunft; Benachteiligtenförderung; Benachteiligung; Soziale Differenzierung; Migrant |
Abstract | Die Autorin kritisiert die amtlichen Statistiken, in denen der Migrationshintergrund anhand der Staatsbürgerschaft der Familien erfasst wird. Schülerinnen und Schüler, die zwar aus zugewanderten Familien stammen, aber die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, werden dabei nicht berücksichtigt. Hierzu gehören eingebürgerte Ausländerinnen und Ausländer ebenso wie die große Gruppe der Spätaussiedler. Damit unterschätzt die amtliche Statistik die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungswesen und spiegelt die Gesamtsituation nur eingeschränkt wider. Ein umfassenderes Bild liefern Daten aus PISA und der Grundschuluntersuchung IGLU, in denen der Migrationshintergrund auf der Grundlage des Geburtslandes der Eltern definiert wurde. Ziel der Untersuchung ist es, anhand von Daten des ersten Zyklus von PISA zu bestimmen, ob der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Schulen die erzielten Leistungen beeinflusst. Dabei wird erwartet, dass der Effekt des Migrantenanteils auf die Leistungen über die deutschen Sprachkompetenzen vermittelt wird, die sich unter Bedingungen ethnischer Segmentation weniger gut entwickeln. Daher wird als Kriterium für die Definition des Migrationshintergrunds die in der Familie gesprochene Sprache herangezogen. Die Analyse basiert auf den Daten der nationalen Erweiterung der PISA-Stichprobe (PISA-E) von Schülerinnen und Schülern der 9. Klassenstufe in Deutschland. Die Entscheidung, die Neuntklässler anstelle der 15-Jährigen in die Auswertungen einzubeziehen, hängt mit der Fragestellung der Untersuchung zusammen. Die Befunde zu Kompositionseffekten weisen daraufhin, dass in Hauptschulen mit höherem Migrantenanteil geringere Leistungen erzielt werden. Dabei handelt es sich um einen linearen Zusammenhang, der in Schulen, in denen 40 Prozent oder mehr der Schülerinnen und Schüler in der Familie eine andere Sprache als Deutsch sprechen, einen Leistungsnachteil von 25 Punkten erreicht. Der ausgeprägte Leistungsnachteil in diesen Schulen, von dem Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen betroffen sind, scheint allerdings nicht spezifisch an den Migrantenanteil gekoppelt zu sein, sondern mit einer mehrfachen Benachteiligung der Schülerschaft einherzugehen. Es handelt sich hierbei um Schulen, in denen viele Schülerinnen und Schüler nicht nur aus zugewanderten Familien stammen, sondern auch im Hinblick auf den sozioökonomischen Hintergrund und die kognitiven Grundfähigkeiten über wenig günstige Eingangsvoraussetzungen verfügen. Diese Aspekte der Benachteiligung sind in einem Maße konfundiert, dass sich ihre Effekte kaum voneinander trennen lassen. Damit weisen die Befunde nochmals darauf hin, dass in Deutschland Lernkontexte existieren, in denen unter äußerst schwierigen Bedingungen gearbeitet wird. Zählt man den Befunden entsprechend nur die Schulen dazu, in denen mindestens 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Familie nicht Deutsch sprechen, so handelt es sich immerhin noch um 20 Prozent der in PISA-E untersuchten Hauptschulen. Die in diesen Schulen vorliegenden Kontexte scheinen über die Einflüsse der ungünstigen individuellen Eingangsvoraussetzungen der Jugendlichen hinaus die Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu beeinträchtigen. Über die Prozesse, die den identifizierten Kompositionseffekten zu Grunde liegen, war bislang wenig bekannt. Die vorliegende Analyse weist daraufhin, dass die Zusammensetzung der Schülerschaft die Leistungserwartung und Leistungsbereitschaft der Jugendlichen kaum beeinflusst. Lediglich auf die Bildungsaspirationen scheint der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in Schulen einen Effekt zu haben, allerdings einen positiven. Demnach tendieren Schülerinnen und Schüler in Schulen mit relativ hohem Migrantenanteil dazu, einen höheren Bildungsabschluss anzustreben. (ICG). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. |
Erfasst von | GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim |
Update | 2006/5 |