Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Schiffauer, Werner |
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Titel | Parallelgesellschaften. Wie viel Wertekonsens braucht unsere Gesellschaft?; für eine kluge Politik der Differenz. Gefälligkeitsübersetzung: Parallel societies. How much value consensus does our society need?; for a clever policy of difference. |
Quelle | Bielefeld: transcript Verl. (2008), 147 S. |
Reihe | Transcript XTEXTE |
Zusatzinformation | Inhaltsverzeichnis Rezension (1) Rezension (2) |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Monografie |
ISBN | 978-3-89942-643-4 |
Schlagwörter | Kultur; Sozialer Raum; Identifikation; Identitätsbildung; Leitbild; Kultureinfluss; Multikulturelle Gesellschaft; Differenzierung; Integrationskonzept; Integrationspolitik; Politische Kultur; Wertorientierung; Islam; Jugendarbeit; Integration; Integrationsbereitschaft; Konsens; Loyalität; Vernetzung; Türke; Deutschland |
Abstract | Der Idee der Leitkultur liegt ein nachvollziehbarer Gedanke zu Grunde: Die Verfassung und das Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland sind vor einem bestimmten kulturellen und religiösen Hintergrund entstanden. Auch wenn sie sich von diesem Hintergrund gelöst und sich sozusagen universalisiert haben, wird doch die Entstehungsgeschichte noch mitgetragen - sie drückt sich aus in einem bestimmten Verständnis von Werten wie Gleichheit oder Freiheit. Der Gedanke, dass jemand mit einem anderen Hintergrund die Normen und Werte der Verfassung anders konnotiert, ist nicht auszuschließen. Durch die Suche von Kooperationen, Koalitionen, durch das Zugestehen von Freiräumen, durch Anerkennung in Partnerschaften entwickelt sich, so der Verfasser, kulturelle Gemeinsamkeit - man beginnt, zunehmend Begriffe wie "Gleichheit" und "Freiheit" ähnlich zu verwenden, ohne dass es jemals zu einer Verschmelzung kommen würde. Das zentrale Problem der Leitkulturtheoretiker ist, so die These, dass sie diesen Prozess des Zusammenwachsens erzwingen wollen. Dies mag aus der Sorge um den sozialen Zusammenhalt gespeist sein - es ist jedoch zu befürchten, dass er sich eher kontraproduktiv auswirkt. Zunächst verprellt die Insistenz auf eine Leitkultur gerade die wichtigsten Personengruppen, die eine Brückenfunktion wahrnehmen könnten, nämlich die Mitglieder der zweiten und dritten Generation. Mit der Forderung nach Leitkultur und dem damit einhergehenden Bekenntnis zu gewachsenen Normen und Werten wird eine Eindeutigkeit abverlangt, die für die Phänomene, die sich im Zwischenraum von Familie, muslimischer Gemeinde und deutscher Gesellschaft entfaltet haben, keinen Raum lässt. Es wird argumentiert, dass das Anliegen, ein über die Gesetze hinausgehendes "Mehr" einzufordern, prinzipiell mit den verfassungsmäßig garantierten Rechten kollidiert. Von einem Teil der Bevölkerung wird im Namen der Anpassung an die Leitkultur ein Verzicht auf die ihm verfassungsmäßig zustehenden Rechte erwartet und dementsprechend Druck ausgeübt. Der Gedanke einer einzufordernden Leitkultur, so die zentrale These, ist kontraproduktiv: Er wird nicht das "Ja" zur Gesellschaft herbeiführen, sondern das Gefühl von grundsätzlicher Distanz. Gerade wenn man den Gedanken teilt, dass Kultur eine wichtige Rolle für den Integrationsprozess und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt spielt, ist man gut beraten, den Gedanken der Leitkultur aufzugeben und ihn durch den Gedanken der kulturellen Vernetzung zu ersetzen. (ICF2). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. |
Erfasst von | GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim |
Update | 2009/2 |