Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/inn/en | Krähnke, Uwe; Finster, Matthias; Reimann, Philipp |
---|---|
Titel | Staatlich organisierte Repression und Unterdrückung von 'feindlich-negativen Personen' eine qualitative Studie zur Banalität der Stasi. Eine qualitative Studie zur Banalität der Stasi. |
Quelle | In: Zeitschrift für qualitative Forschung, 24 (2023) 1, S. 42-57Infoseite zur Zeitschrift
PDF als Volltext |
Beigaben | Anmerkungen; Literaturangaben |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 2196-2138; 2196-2146 |
DOI | 10.3224/zqf.v24i1.04 |
Schlagwörter | Qualitative Forschung; Stress; Moral; Verantwortung; Bürokratie; Militär; Alltag; Lebenswelt; Ministerium für Staatssicherheit |
Abstract | In dem Aufsatz wird der Frage nachgegangen, inwiefern die ca. 78.000 hauptamtlichen MfS-MitarbeiterInnen verstrickt waren in die Repressionsmechanismen ihres Ministeriums. Die Datenbasis bildeten über 70 mittels rekonstruktiver Verfahren ausgewertete qualitative Interviews mit ehemaligen MfS-Angehörigen. In Anlehnung an die berühmte These von Hannah Arendt wird argumentiert, dass es eine 'Banalität der Stasi' gab. Demnach beruhte die hauptamtliche Stasi-Mitarbeit darauf, dass sich die Angehörigen des MfS freiwillig-willentlich und politisch-ideologisiert einer Institution unterwarfen, in der es zur Normalitätserwartung gehörte, dass der Staat in die Privatsphäre von Personen massiv eingreifen und gegen alternative Lebensentwürfe (jenseits der offiziös proklamierten 'sozialistischen Persönlichkeit') vorgehen durfte. Eine weitere Strukturbedingung jener 'Banalität der Stasi' war der hochgradig bürokratisch und konspirativ-geheimdienstlich organisierte militärische Dienstalltag im MfS. Die Angehörigen waren jeweils zuständig für nur einen relativ kleinen, abgetrennten Arbeitsbereich innerhalb dieser Riesen-Institution. Ihre indoktrinierte Grundhaltung war, die übertragenen Arbeitsaufgaben mit sozialer Distanz zu und ohne Empathie gegenüber den drangsalierten Personen zu verrichten. Durch diese systematisch erzeugte fragmentierte Verantwortlichkeit konnten kognitive Dissonanzen und moralische Gewissensprobleme bei den Hauptamtlichen minimiert werden. Das 'Täter'-Handeln wurde im MfS institutionalisiert, veralltäglicht und normalisiert. |
Erfasst von | Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen, Berlin |
Update | 2024/1 |