Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Hoffmann-Ocon, Andreas |
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Titel | Gefährliche Lehrmittel zur Vererbungslehre für unkritische Leser? Rekonstruktion und interpretative Annäherung zum Lehrmittelkonflikt am Basler Lehrerseminar 1934. |
Quelle | In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 89 (2013) 4, S. 566-584Infoseite zur Zeitschrift
PDF als Volltext |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 0507-7230; 2589-0581 |
Schlagwörter | Bildungsgeschichte; Konflikt; Lehramtsstudent; Lehrerausbildung; Lehrerseminar; Wissenserwerb; Lehrmittel; Eugenik; Vererbung; 20. Jahrhundert; Populärwissenschaftliche Darstellung; Basel; Kanton; Schweiz |
Abstract | Die in diesem Beitrag vorgestellte Fallrekonstruktion behandelt eine wissenschaftstheoretisch bedeutsame Diskussion über Lehrmittel am Lehrerseminar Basel von 1934. Der Beitrag versucht dabei anhand der Vorgeschichte und Kontextualisierung zu plausibilisieren, wie es zu einer vertrackten Situation in einem kantonalen Ausbildungssystem für Lehrpersonen gekommen war, die nur schwer mit Akteuren allein aus dem Bildungssystem bewältigt werden konnte. [...] Auslöser des Basler Lehrmittelkonflikts war die Anschaffung von zwei Büchern über "Vererbungslehre" durch den Seminardirektor für die Seminarbibliothek, die allen Lehramtskandidatinnen und -kandidaten offenstand. Begründet wurde die Anschaffung mit der Bereitstellung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in popularisierten Formen. [...] Mit diesem Beitrag sollen zwei thematische Stränge verfolgt werden, die in einem komplementären historischen Zusammenhang standen: Zum einen wird der Umgang einer Aufsichtskommission der Lehrerbildung mit schwer bestimmbaren Wissensformen am Beispiel der Vererbungslehre aus einer wissenschaftstheoretischen Perspektive aufgegriffen. Zum anderen dient das Thema Vererbungslehre und Eugenik dazu, Anpassungen und Modifikationen von wissenschaftlichen und popularisierten Wissensbestandteilen durch die Integration in Lehrmittel zu beleuchten. Wie sehr in dieser Zeitspanne Medizin, Rechtwissenschaften, Humanwissenschaften und sich etablierende Sozialwissenschaften "einen analytischen und experimentellen Pakt" mit der Pädagogik eingingen und die Systematisierungsversuche weniger darauf zielten, den einzelnen Körper von Heranwachsenden zu kontrollieren, "sondern der gesamte Volkskörper einer Disziplinierung unterworfen werden" sollte [...], wird am Beispiel der Funktionen von Lehrmitteln innerhalb der Lehrerbildung beleuchtet. [...] Der Beitrag beginnt (1.) mit einer theoriegeleiteten Hinführung, in der u.a. auf die Schwierigkeit verwiesen wird zu bestimmen, was eigentlich wissenschaftliches Wissen in Lehrmitteln, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Gebiet der Vererbungslehre kennzeichnete. Es folgt (2.) in moderater Anlehnung an feldtheoretische Überlegungen Pierre Bourdieus eine Charakterisierung der Akteure, Akteurskonstellationen und (3.) der Medien des Lehrmittelkonflikts. Die Etappen des Konfliktverlaufs werden (4.) unter Berücksichtigung der Regulierung und Normierung von wissenschaftlichen und popularisierten Wissensformen vor dem Hintergrund des Systems der Lehrpersonenbildung im Kanton Basel-Stadt rekonstruiert. Zur tiefenschärferen Beleuchtung der historischen Auseinandersetzung und ihrer Kontexte wird (5.) nach der Indienstnahme von Schule und Lehrpersonen durch Eugenik gefragt und dem Basler Konfliktverlauf eine Sichtung von Artikeln zur Vererbungslehre in Schweizerischen Lehrerzeitschriften zur Seite gestellt. Zum Abschluss werden Anschlussfragen zum historischen Umgang mit popularisiertem Wissen formuliert. (DIPF/Orig.). |
Erfasst von | DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Frankfurt am Main |
Update | 2014/4 |