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Autor/inManitius, Veronika
TitelRegionalisierung und Gerechtigkeit?
Eine Betrachtung auf Chancen und Risiken entlang theoretischer und empirischer Hinweise.
QuelleDortmund: Universitätsbibliothek Dortmund (2013), 324 S.
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Dissertation, Technische Universität Dortmund, 2013.
Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; Monographie
DOI10.17877/DE290R-14989
URNurn:nbn:de:101:1-201608181918
SchlagwörterBildungssystem; Recht auf Bildung; Schulentwicklung; Regionalisierung; Soziale Gerechtigkeit; Dissertation; Netzwerk
AbstractIn der letzten Dekade lassen sich vielfältige Reformbemühungen im Bildungssystem ausmachen, denen unterschiedliche Steuerungsansätze zugrunde liegen. Die im Nachgang des PISA-Schocks eingeführten länderübergreifenden Maßnahmen der "Neuen Steuerung" sind dabei vornehmlich zentral angesetzten Bemühungen um eine verbesserte schulische Qualitätsentwicklung. Neben diesen Tendenzen der Zentralisierung liegt jedoch ein weiterer reformerischer Schwerpunkt in einer dezentral angelegten Strategie: Regionalisierung im Bildungsbereich fokussiert auf die lokale Ebene als Ort spezifischer Problemlagen und ebenso spezifischer Ressourcen, wo relevante Akteure in Aushandlungsprozessen und vielfältigen Interdependenzgestaltungen kooperativ u.a. daran arbeiten, Problemlösungen für schulische Bedarfe zu schaffen. Inzwischen können in allen Bundesländern entsprechende Programme, Maßnahmen und Projekte ausgemacht werden, mit und in denen bildungsbezogene Belange geregelt werden sollen. Kern der Regionalisierungsidee ist dabei die Vorstellung, dass es sich um Prozesse reformerischen Bemühens handelt, denen vor allem deshalb Problemlösekapazitäten zugesprochen werden, weil sie abseits bzw. ergänzend zu staatlichen Steuerungsaktivitäten auf die regionalspezifischen Herausforderungen mit ebenso regionalspezifischen Potentialen reagieren (sollen). Die vorliegende Arbeit setzt hier an und widmet sich der Regionalisierungsstrategie unter einer konkreten Fragestellung: Welche Potentiale sind mit Regionalisierung verknüpft, gerechtigkeitsbefördernde Leistungen für das Schulsystem zu erbringen? Dieser thematische Fokus auf die Gerechtigkeitsleistungen von Regionalisierung begründet sich vor allem in entsprechend vorgefundenen bildungspolitisch-programmatischen Potentialzuweisungen. Die Aufarbeitung des programmatischen Stellenwerts, der Regionalisierung in den fachpolitischen Debatten zukommt, steht daher auch am Anfang dieser Arbeit. Hier wird gezeigt, dass die Beförderung der Gerechtigkeit von Bildungsprozessen das Leitziel dieser Reformstrategie darstellt, es aber relativ diffus gesetzt wird, d.h. keine konkrete Operationalisierung einer solchen Zieldimension vorgenommen wird oder ihr Verhältnis zu anderen deklarierten Zielbereichen wie z.B. Standortsicherung geklärt wird. Allerdings können zwei wesentliche Steuerungsinstrumente, die mit Regionalisierung verknüpft werden, in den entsprechenden Praxisprojekten und Programmen identifiziert werden. Hier handelt es sich um eine forcierte Netzwerkbildung einerseits und die Einrichtung zentraler kommunaler Instanzen, die besonders die zentrale Koordination der geschaffenen Netzwerke übernehmen, andererseits. Im Anschluss an die nachgezeichnete programmatische Debatte widmet sich die Arbeit der erziehungswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Regionalisierungsstrategie. Die noch junge Forschung in diesem Feld weist dabei erhebliche Desiderate besonders hinsichtlich der Frage gerechtigkeitsrelevanter Leistungen von Regionalisierung auf. Lediglich erste konzeptionelle Skizzen mit theoretischen Bezügen bzw. unterschiedlich akzentuierte Diskursstränge liegen diesbezüglich vor. Auch empirisch abgesichert kann bislang wenig über die Wirksamkeit von Regionalisierungsbemühungen gesagt werden. Deutlich weiter ist demgegenüber der erziehungswissenschaftliche Diskurs zu den Arbeitsweisen und Wirkbereichen interschulischer Vernetzung, hier existieren inzwischen vergleichsweise elaborierte Theorievorschläge und ein recht umfassender nationaler und internationaler Forschungsstand. Ausgehend von der zentralen Forschungslücke zur Frage von Regionalisierung und ihre gerechtigkeitsbezogenen Leistungen für das Schulsystem werden in einem letzten Schritt relevante Gerechtigkeitsansätze aus dem philosophischen Diskurs sowie ein jüngerer Vorschlag zur gerechtigkeitstheoretisch fundierten Analyse von Schulsystemen herangezogen, um der zentralen Fragestellung der Arbeit nachzugehen. Nach dem theoretischen Vorschlag zu einem Verständnis von Regionalisierung als gerechtigkeitsbeförderndes Unterstützungssystem für Schule wird in den vier Gerechtigkeitsdimensionen Integrationskraft, Durchlässigkeit, Kompetenzförderung und Zertifikatsvergabe ausgeführt, inwiefern Regionalisierung jeweils Unterstützungsleistungen bereitstellen kann. Kritisch reflektiert werden diese Ausführungen von empirischen Hinweisen zu einer so modellierten Wirksamkeit. Im Ergebnis können drei zentrale Argumente für eine Regionalisierungsstrategie pro Gerechtigkeit aufgestellt werden: das Netzwerkargument, das Koordinationsargument und das Prozessargument. Diese drei Argumente zeichnen ein zunächst positiv gefärbtes Bild von einer gerechtigkeitsbefördernden Regionalisierung. In kritischer Absicht werden in einer abschließenden Diskussion jedoch übergeordnete Restriktionen, denen diese Strategie unterliegt, aufgezeigt (schulrechtlicher Art oder bezüglich externer Einflüsse wie dem demografischen Wandel), so dass insgesamt die Einschätzung der Reichweite von Regionalisierungsbemühungen als reformerische Anstrengung eher skeptisch verbleibt und deutlich wird, dass Regionalisierung sogar selbst Ungerechtigkeiten produzieren kann. (Orig.).
Erfasst vonDeutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main
Update2017/1
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