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Autor/UrheberFagnani, Jeanne
TitelZwischen allen Stühlen. Dilemmata der Zeitpolitik frühkindlicher Betreuung und Bildung in Frankreich nach 1945.
QuelleAus: halshs-01199225; Halbtags oder Ganztags?: Zeitpolitiken von Kindergarten und Schule nach 1945 im Europäischen Vergleich ; https://halshs.archives-ouvertes.fr/halshs-01199225 ; Karen Hagemann et Konrad H. Jarausch. Halbtags oder Ganztags?: Zeitpolitiken von Kindergarten und Schule nach 1945 im Europäischen Vergleich, Beltz-Juventa, pp.234-258, 2015. HAL CCSD; Beltz-Juventa (2015)
PDF als Volltext kostenfreie Datei
Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; Sammelwerksbeitrag
Schlagwörterdemographische Entwicklung; frühkindlicher Betreuung; Frankreich; Erwerbstätigkeit; Geburtenraten; atypischer Arbeitszeitstrukturen; Familienpolitik; Veränderungsprozesse; Humanities and Social Sciences/Sociology
AbstractInternational audience ; Seit den 1970er Jahren haben aufeinanderfolgende französische Regierungenaus dem rechten wie aus dem linken Lager in Reaktion auf gesellschaftlichenDruck radikale Kehrtwenden in der Kinderbetreuungspolitik vollzogen.Dem Modell Peter Halls zufolge führte dies zu einem Veränderungsprozessdritter Ordnung, der nur stattfindet, wenn ein radikaler Politikwechselgleichzeitig Veränderungen in allen drei Komponenten von Politik bewirkt:der Justierung der Instrumente, der Instrumente selbst und der Hierarchieder zugrunde liegenden Politikziele. Der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuungsstrukturenentsprach einem Anstieg in der Frauenerwerbsquote, waswiederum dazu führte, dass die Politik einen weiteren Ausbau des Angebotsforderte. Diese politischen Verschiebungen trafen auf breite Zustimmung inder Bevölkerung. Im Ergebnis ist der Bereich Familie innerhalb des sozialenSicherungssystems bislang vor Kürzungen verschont geblieben. Und trotzumfassender Bemühungen, öffentliche Ausgaben zu reduzieren, ist die Kinderbetreuungimmer noch ein Wachstumsbereich innerhalb des französischenSozialstaates. Das spiegelt den vergleichsweise hohen Stellenwert einerguten Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf der sozialen und politischenAgenda der französischen Gesellschaft wider. Doch mit der Jahrtausendwendehat schrittweise ein Wandel Einzug gehalten, der einen Veränderungsprozesserster Ordnung darstellt, in dem sich zwar die Justierung desInstrumentariums ändert, die allgemeinen Politikziele und -instrumente jedochunverändert bleiben. Themen wie die "Arbeit-Freizeit-Balance" werdendabei weiterhin in den überkommenen Bahnen erörtert und weisen damiteine starke Pfadabhängigkeit auf.Im Unterschied zu Deutschland, ist es in Frankreich nach wie vor allgemein akzeptiert, dass Kinder erwerbstätiger Eltern unter drei Jahren eine ganztägige Betreuungseinrichtung besuchen. Die frühe Sozialisierung, die diese Einrichtungen bieten, wird von vielenFamilien sehr geschätzt, insbesondere vom Bildungsbürgertum. Als einResultat dieser Politik hat Frankreich nach wie vor eine der höchsten Erwerbsquotenvon Müttern mit kleinen Kindern in der Europäischen Union und weist darüber hinaus neben Irland die höchste Geburtenrate auf. Die stufenweise Einführung von Maßnahmen und Programmen zur Unterstützung "berufstätiger Mütter" ging mit einer Modernisierung der Normen vonFamilie und Kindererziehung einher. Seit den späten 1960er Jahren setztesich das Modell der Doppelverdiener-Familie durch. Es erscheint Paaren(und insbesondere Frauen) als "normal", Kinder zu bekommen und gleichzeitigdem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Was sich in der politischenDebatte zunehmend gewandelt hat, ist der Diskurs über die Rolle derVäter. Das Recht (und die Pflicht) von Vätern, sich stärker im Familienlebeneinzubringen, hat an Bedeutung gewonnen. Das bezeugt unter anderem dieEinführung des gesetzlichen Vaterschaftsurlaubs von zwei Wochen nach derGeburt eines Kindes – eine Maßnahme mit hohem Symbolwert. Das französischeModell des Vaterschaftsurlaubs kann auch als wohlfahrtsstaatlicheMaßnahme angesehen werden, die mehr Freizeit schafft und den Druck mindert,der auf Familien mit kleinen Kindern lastet, insbesondere auf Familienmit geringem Einkommen. Damit wird das soziale Recht von Eltern, ihrekleinen Kinder zu betreuen, anerkannt und gestärkt. Darüber hinaus habenMaßnahmen zur Förderung von bezahlter Kinderbetreuung außer Haus positiveErgebnisse in Bezug auf die Einbeziehung von Frauen auf dem Arbeitsmarkterzielt. Das betrifft vor allem Frauen mit Migrationshintergrund odergeringer Berufsqualifikation, deren Erwerbsquote rapide anstieg und denenaufgrund der Kinderbetreuungsleistungen soziale Grundrechte und ein Mindesteinkommengarantiert sind.Dennoch spiegeln die seit Mitte der 1980er Jahre eingeführten Reformenim Bereich der Kinderbetreuung auch den zunehmenden Einfluss der Beschäftigungspolitikauf die Familienpolitik wider. Trotz der Rhetorik der"Wahlfreiheit" steht aufgrund der ungleichen Machtverhältnisse zwischender Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite der Kampf gegen die Arbeitslosigkeitund die Entwicklung einer "workfare" Politik ganz oben auf derAgenda. Das zeigt, dass Wohlfahrtsregime in erheblichem Maße von den Anforderungendes Arbeitsmarktes abhängen, auf die die Arbeitsmarktpolitikim engeren Sinne und die Sozialpolitik im weiteren Sinne ebenso wie die Familienpolitikreagieren. Durch die Bereitstellung flexiblerer Kinderbetreuungsarrangements,die es berufstätigen Eltern ermöglichen, den Anforderungenihrer Arbeitgeber nachzukommen, hat die Politik den Interessen derKinder in den letzten Jahrzehnten tendenziell den zweiten Rang zugewiesen.Dies ist bemerkenswert, denn die aktuelle Forschung kommt breit zu demErgebnis, dass sich irreguläre und lange Arbeitszeiten von Eltern auf dasWohlergehen von Kindern und auf die Qualität der Interaktionen innerhalb
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