Literaturnachweis - Detailanzeige
Sonst. Personen | Weymann, Ansgar (Hrsg.); Heinz, Walter R. (Hrsg.); Alheit, Peter (Mitarb.) |
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Titel | Society and biography. Interrelationships between social structure, institutions and the life course. |
Quelle | Weinheim: Deutscher Studienverlag (1996), 261 S. |
Reihe | Status passages and the life course. 9 |
Beigaben | Literaturangaben |
Zusatzinformation | Inhaltsverzeichnis |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Monographie |
ISBN | 3-89271-691-9 |
Schlagwörter | Allgemeine Soziologie; Makrosoziologie; Mikrosoziologie; Entwicklungstheorie; Individualisierung; Soziale Sicherung; Sozialstruktur; Sammelwerk; Institution |
Abstract | Das Sammelwerk erscheint als neunter Beitrag der internationalen Publikationsreihe "Statuspassagen und Lebensverlauf" des Sonderforschungsbereichs 186: "Statuspassagen und Risikolagen im Lebensverlauf" an der Universitaet Bremen. Die Einzelbeitraege bemuehen sich um konzeptionelle oder methodologische Erfassung des Zusammenwirkens von gesellschaftlichen Entwicklungen und individuellen Biographieverlaeufen, deren heuristischer Wert im Zuge progressiven sozialen Wandels deutlich zugenommen hat. Alle im Band eingesetzten Biographietheorien versuchen sich in wesentlich drei Ansaetzen jener Nahtstelle von Makro- und Mikroprozessen zu naehern; 1. im Kohortenansatz (nach Karl- Ulrich Mayer u. a.), der im Vergleich demographischer Daten Lebenslaufpassagen und -uebergaenge in je verschiedenen Generationen rekonstruiert und in typischen Differenzen den sozialen Wandel festmacht; 2. im Institutionenansatz (nach Walter R. Heinz), der die Biographien von der Regulierungsfunktion sozialer Netzwerke und Institutionen her gepraegt sieht, die fuer den einzelnen Optionen vorhaelt fuer biographische Entscheidungen und dabei wohlfahrtsstaatliche Vorgaben einzuloesen trachtet; und 3. im konstruktivistischen Ansatz (nach Anselm Strauss u. a.), der umgekehrt von der Eigenregie individueller Akteure ausgeht, die die auf dem Hintergrund eines sozialen Kontextes erscheinenden Handlungsspielraeume fuer sich nutzen und koordinieren. Der Sammelband enthaelt theoretische Perspektiven in Teil 1, Darstellung von empirischen Studien in Teil 2, und beschreibt in Teil 3 die Konsequenzen der um sich greifenden Rationalisierung des oeffentlichen und privaten Lebens fuer das Generationsverstaendnis, den Abschluss bildet ein gesellschaftspolitischer Ausblick aus makrosoziologischer Sicht. Zu den Einzelbeitraegen: 1.1 Uta Gerhardt eroeffnet den Uebergang von Mikro- zu Makrostrukturen durch die "idealtyp"isierung biographischer Verlaeufe und der daraus moeglichen Rekonstruktion der Sozialstruktur. 1.2 Walter R. Heinz untersucht, welche Makro- Mikrouebergaenge das Paradigma der Statuspassagen im Kontext mit Strukturen und Agenturen erlaubt. 1.3 Angela O'Rand fuehrt in den Wirkungszusammenhang von sozialem Kontext und persoenlicher Strategie eine Langzeitdimension ein, auf der rueckwirkend Strukturveraenderungen vor sich gehen. 1.4 René Levy verortet Rollen, Positionen und Statuspassagen als Momentaufnahmen individueller Bewegung durch langfristig sich aendernde Strukturen. Teilhabe an verschiedenen Netzwerken und Institutionen, gleichzeitig und nacheinander, indizieren die immer weniger einheitlich fassbare soziale Identitaet des einzelnen. 2.1 Peter Alheit resuemiert, dass der rasante soziale Wandel auf Makro- wie Mikroebene besonders in drei Dimensionen zu verzeichnen ist, der Detraditionalisierung der Lebenswelt, der Ausdifferenzierung der sozialen Milieus und der zusehends "kuenstlichen" Lebenslaufgestaltung. Aus diesen Bedingungen gehen drei neue Typen von Biographiekonstrukteuren hervor: Netzwerker, Bastler und Designer. 2.2 Helga Krueger erfasst die Beziehungen zwischen Lebensgeschichten, Rollenkonfigurationen und sozialem Wandel, indem sie in einer Kombination von Survey und Interview individuell erhobene Lebensdaten auf Lebenslaufmuster standardisiert, wobei sie besonders ein Aufweichen fester Rollenerwartungen durch den weiblichen Umgang mit Statuspassagen zwischen Beruf und Familie feststellt. 2.3 Heiner Meulemann und Klaus Birkelbach konstatierten in ihrer Laengsschnittuntersuchung bei ueber ihre biographische Perspektive Befragten die abnehmende Bedeutung traditioneller Wertorientierungen und die Etablierung selbst reflektierter, auf das eigene Leben bezogener Massstaebe -im Verlauf eines erfolgreichen Lebens wie im Zug des sozialen Wandels allgemein. 3.1 James S. Coleman fuehrt die drastisch zurueckgegangene Bereitschaft von Eltern, in (ihre) Kinder zu investieren, auf einen tiefgreifenden Umbruch im Generationenverhaeltnis zurueck und diskutiert von daher die These, die Familie koenne die Lasten ebensosehr wie die Profite von Human-Capital-Investitionen, so die Erziehung von Kindern, an andere Sozialagenturen abtreten. 3.2 Hartmut Esser wendet die aus der Oekonomie stammende Theorie der rationalen Wahl auf die Familienplanung an. Grossziehen von Kindern und insbesondere Mutterschaft ist danach im Sinne abwaegender Lebenslaufplanung ein Zeit- bzw. Kostenfaktor, der fuer den Rueckgang der Geburtenraten bei zunehmendem Reichtum verantwortlich ist. 3.3 Ansgar Weymann befindet ebenfalls solche oekonomischen Praeferenzen als ausschlaggebend fuer die wachsende Desolidarisierung des Intergenerationsverhaeltnisses, zumal traditionelle Orientierung an der vorigen Generation zusehends entfaellt, denn die Verschiedenheit der typischen Lebensablaeufe waechst von Generation zu Generation. 3.4 S. N. Eisenstadt fuegt diese Generationendistanz aufgrund sozialstrukturellen Wandels in eine allgemeine Kulturtheorie der Postmoderne. Auch fuer die Jugend ergeben sich daraus neue biographische Perspektiven. Anstelle des frueher typischen Generationenkonflikts gibt es ein Spektrum verschiedener kultureller und struktureller Differenzen, in denen Alter eine abnehmende Rolle spielt. Umwertungen fuehren nicht mehr zu gesamtgesellschaftlichen Umwaelzungen, sondern lediglich zur Ausformung weiterer subkultureller Varianten. In Kapitel 4. resumiert Ansgar Weymann gesellschaftspolitischen Interventionsbedarf, um eine Balance von Freiheit und Gleichheit einerseits wie zwischen Marktoeffnung und sozialer Sicherung andererseits zu gewaehrleisten. So verstandene "Lebenslaufpolitik" eines Wohlfahrtsstaates sollte dazu den klassischen Soziologie-Diskurs in Gang setzen, der das Spannungsverhaeltnis zwischen Gesellschaft und Einzelleben kritisch reflektiert. (DJI/Lb). |
Erfasst von | Deutsches Jugendinstitut, München |
Update | 1998_(CD) |