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Autor/inNishen, Anna Kristina
TitelA positive bias towards negatively stereotyped students? Teacher students' feedback to and judgments of students with a Turkish vs. a German name.
QuelleBerlin: Freie Universität Berlin (2023), 177 S.
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Dissertation, Freie Universität Berlin, 2022.
BeigabenLiteraturangaben
Spracheenglisch
Dokumenttyponline; Monographie
DOI10.17169/refubium-37295
URNurn:nbn:de:kobv:188-refubium-37580-1
SchlagwörterInterpersonale Kommunikation; Bewertung; Deutschland; Dissertation; Motivation; Student; Lehramtsstudent; USA; Interpersonale Kommunikation; Lehramt; Klischee; Verzerrung; Lehramt; Lehramtsstudent; Feedback; Motivation; Verzerrung; Migrationshintergrund; Migrationshintergrund; Dissertation; Bewertung; Klischee; Student; Deutschland; USA
AbstractIn psychologischer Forschung betont ein scheinbar paradoxer Befund die Komplexität der Effekte von Stereotypen: Unter bestimmten Bedingungen beurteilen Menschen Mitglieder negativ stereotypisierter Gruppen positiver als andere und sind in ihrer Kommunikation mit ihnen übermäßig positiv (z.B. Biernat & Vescio, 2002; Crosby & Monin, 2007). Zwei zentrale theoretische Perspektiven thematisieren diesen Befund und fokussieren dabei zum einen eine kognitiv-wahrnehmungsbasierte Erklärung und zum anderen eine motivationale Erklärung dafür, dass positive Verzerrungen auftreten. Die kognitiv-wahrnehmungsbasierte Perspektive argumentiert, dass eine positive Verzerrung dann auftritt, wenn Mitglieder einer negativ stereotypisierten Gruppe mit einem niedrigeren Standard verglichen werden als andere (shifting standards, z.B. Biernat & Manis, 1994). Deswegen kann ihre Leistung schneller den Standard für eine gute Arbeit erreichen, was mit positiveren Beurteilungen einhergeht. Eine alternative Erklärung für positive Verzerrungen dagegen ist die Sorge, vorurteilsbehaftet gegenüber Mitgliedern negativ stereotypisierter Gruppen zu sein oder so zu wirken (z.B. Harber, 1998). Diese motivationale Perspektive argumentiert, dass diese Sorge zu einer Überkorrektur des eigenen Verhaltens in Interaktionen mit Mitgliedern negativ stereotypisierter Gruppen führen kann (positive feedback bias; Harber, 1998; failure-to-warn phenomenon; Crosby & Monin, 2007). Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, sich auf positive Verzerrungen im deutschen Schulkontext zu fokussieren und zu testen, (1) ob eine positive Verzerrung gegenüber Schüler*innen mit türkischen Namen in den Beurteilungen und der Kommunikation von Lehramtsstudierenden vorkommt und (2) ob die zwei zentralen theoretischen Perspektiven die Bedingungen, unter denen sie vorkommen, präzise vorhersagen können. Um die Forschungsziele zu erreichen, wurden insgesamt vier Studien durchgeführt, die sich auf eine der beiden Perspektiven fokussieren (Studien 1 und 3) oder den Vergleich der Vorhersagekraft der Perspektiven in einem einzelnen Studiendesign ermöglichen (Studien 2 und 4). Im Rahmen dieser Studien wurde umfangreich getestet, ob positive Verzerrungen in nicht-kommunizierten Beurteilungen sowie in Kommunikationen mit Schüler*innen (Ratschläge, Feedback) vorkommen und zudem betrachtet, inwiefern sie in Bezug auf verschiedene Charakteristika von Schüler*innen vorliegen (Eignung für das Gymnasium, verschiedene Aspekte von Schreibfähigkeiten, Angemessenheit eines vorgeschlagenen Stundenplans für die Oberstufe). In Studie 1 haben wir mithilfe eines Behavioral-checklist-Designs untersucht, wie viele positive, leistungsförderliche Verhaltensweisen n = 280 Lehramtsstudierende von einer*m Schüler*in der 4. Klasse erwarteten, um eine Gymnasialempfehlung auszusprechen. In einem between-subjects Design variierten wir den Name der*des Schüler*in (Geschlecht: männlich vs. Weiblich; Herkunft: deutsch vs. Türkisch). Darüber hinaus wurde der Beurteilungsstandard manipuliert, das heißt, dass Lehramtsstudierende entweder angeben, ab wann sie eine Gymnasialeignung vermuten würden (minimal) oder ab wann sie sich darüber sicher sein würden (konfirmatorisch). Basierend auf dem Shifting Standards Model (Biernat & Manis, 1994) erwarteten wir, dass Teilnehmende eine geringere Anzahl leistungsförderlicher Verhaltensweisen bei einer*m Schüler*in mit türkischem (vs. deutschem) und männlichem (vs. weiblichem) Namen erwarten würden, wenn ein minimaler Standard induziert wurde (positive Verzerrung). Dagegen sollten Teilnehmende bei einem konfirmatorischen Standard mehr Beweise für eine Gymnasialeignung dieser Schüler*innen verlangen (negative Verzerrung). Im Einklang mit diesen Hypothesen wurde deutlich, dass Lehramtsstudierende unter einem minimalen Standard eine positive Verzerrung gegenüber Schüler*innen mit türkischen Namen zeigten, bei einem konfirmatorischen Standard allerdings eine Tendenz zu einer negativen Verzerrung zeigten. Entgegen den Erwartungen wurde kein Effekt des Geschlechts beobachtet. Damit war dies die erste Studie, die den Einfluss von Beurteilungsstandards auf Verzerrungen in Beurteilungen von deutsch-türkischen Schüler*innen gezeigt hat. In Studie 2 untersuchten wir die Bewertungen von vermeintlichen Schüleraufsätzen durch n = 132 Lehramtsstudierende. In einem 2 (Bewertungsbedingung: nicht kommunizierte Beurteilung vs. Feedback; between subjects) x 2 (Herkunft des Namens: deutsch vs. türkisch, within subjects) Design lasen Lehramtsstudierende jeweils zwei vorgebliche Aufsätze von männlichen Schülern und gaben entweder schriftliches Feedback oder eine Beurteilung, die nicht an den Schüler kommuniziert werden sollte. In Übereinstimmung mit den Vorhersagen der motivationalen Perspektive und der bestehenden Forschung (z.B. Harber, 1998) zeigten Lehramtsstudierende einen positiven Feedback-Bias gegenüber dem Schüler mit türkischem Namen bei den Aspekten, die sich auf den Inhalt des Aufsatzes bezogen, und gleichzeitig nicht bei den Aspekten, die sich auf die sprachlich-formelle Qualität bezogen. Entgegen den Erwartungen zeigte sich diese positive Verzerrung auch bei nicht-kommunizierten Beurteilungen. Dieser Befund stimmt stärker mit den Vorhersagen der kognitiv-wahrnehmungsbasierten Perspektive überein, wobei andere Ergebnismuster diesen Mechanismus nicht nahelegen. Gegen einen kognitiv-wahrnehmungsbasierten Mechanismus sprach insbesondere, dass Teilnehmende mit höherem Selbstwert den positiven Bias in ihren Texten in einem geringeren Ausmaß zeigten. Damit zeigt diese Studie zum ersten Mal eine positive Verzerrung in Feedback und Beurteilungen von Lehramtsstudierenden gegenüber türkisch-deutschen Jugendlichen. Darüber hinaus zeigt sie auf, dass weitere Forschung notwendig ist, um zu verstehen, welcher Mechanismus solchen positiven Verzerrungen unterliegt. Studie 3 stellte eine konzeptuelle Replikation zweier Studien dar, die zuerst das failure-to-warn Phänomen basierend auf der motivationalen Perspektive zeigten (Crosby & Monin, 2007). In dieser Studie untersuchten wir, ob n = 174 Lehramtsstudierende einen Schüler weniger nachdrücklich vor einen übermäßig anspruchsvollen Stundenplan für die Oberstufe warnen würden, wenn dieser Schüler einen türkischen (vs. deutschen) Namen hatte. In einer solchen Situation könnte eine (korrekte) Warnung niedrige Erwartungen signalisieren, weswegen angenommen wurde, dass Lehramtsstudierende aufgrund der Sorge, vorurteilsbehaftet zu sein oder zu wirken, eine solche Warnung weniger deutlich aussprechen. Allerdings zeigten unsere Analysen, dass Lehramtsstudierende Schülern mit türkischen und deutschen Namen dieselben Ratschläge gaben und dieser Befund sich auch nicht basierend auf dem Selbstwert oder der Selbstwertkontingenz in Bezug auf die Anerkennung durch andere veränderte. Damit konnten wir das failure-to-warn Phänomen im deutschen Schulkontext nicht replizieren. Abschließend untersuchte Studie 4 wieder das Feedback von n = 319 Lehramtsstudierenden in einem 2 (Herkunft des Namens: deutsch vs. türkisch) x 2 (Art der Antwortskala: objektiv vs. subjektiv) x 2 (kognitiver Load: ja vs. nein) between-subjects Design. Darüber hinaus wurde sowohl inhaltsbezogenes als auch sprachlich-formelles Feedback erfasst und anschließend der Selbstwert der Teilnehmenden gemessen. Indem mehrere Faktoren in das Studiendesign einbezogen wurden, für die die beiden theoretischen Perspektiven unterschiedliche Vorhersagen implizieren, sollte es diese Studie ermöglichen, den zugrundeliegenden Mechanismus besser zu verstehen. Allerdings zeigte sich in den Daten keine positive Verzerrung im Feedback an Schüler mit einem türkischen Namen. Stattdessen unterschied sich das Feedback der Teilnehmenden an Schüler mit türkischem (vs. deutschem) Namen nicht und die untersuchten Moderatoren hatten keinen Einfluss auf dieses Ergebnis. Insgesamt replizierte Studie 4 die Ergebnisse von Studie 2 nicht und konnte keine weitere Indikation für einen zugrundeliegenden Mechanismus nahelegen. Gemeinsam betrachtet zeichnet sich in den vier Studien kein konsistentes Bild von positiven Verzerrungen in Deutschland ab. Während es Hinweise auf positive Verzerrungen aufgrund eines kognitiv-wahrnehmungsbasierten (Studie 1) und motivationalen (Studie 2) Mechanismus gibt, wird keine der beiden Perspektiven über alle Studien hinweg durch die Ergebnisse unterstützt. Insbesondere die fehlenden positiven Verzerrungen in den Studien 3 und 4 sprechen gegen beide Mechanismen. Diese Ergebnisse könnten zum einem dadurch erklärt werden, dass in den USA für positive Verzerrungen notwendige, aber noch nicht explizit benannte Bedingungen vorhanden sind, die in Deutschland nicht vorliegen. Zum anderen könnten Unterschiede in dem Medium und dem Zeitpunkt der Datenerhebungen Unterschiede zwischen den vier Studien in dieser Dissertation erklären. Die Inkonsistenz dieser Ergebnisse zeigt auf, wie bedeutsam die weitere Spezifizierung der beiden theoretischen Perspektiven ist und dies insbesondere in Bezug auf die Generalisierbarkeit auf soziokulturelle Kontexte außerhalb der USA und die Integration verschiedener theoretischer Perspektiven auf dasselbe Phänomen. Auch wenn die hier vorgestellte Arbeit keine abschließende Antwort auf die Frage geben kann, ob positive Verzerrungen in Deutschland existieren, können die Befunde zu einem besseren Verständnis von den Rahmenbedingungen für positive Verzerrungen beitragen. (Orig.).
Erfasst vonDeutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main
Update2023/1
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