Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Zito, Dima |
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Titel | Kindersoldatinnen und -soldaten als Flüchtlinge in Deutschland. |
Quelle | In: Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 65 (2016) 10, S. 763-780Infoseite zur Zeitschrift
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Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 0032-7034; 2196-8225 |
DOI | 10.13109/prkk.2016.65.10.763 |
Schlagwörter | Bewältigung; Emotion; Psychosozialer Faktor; Trauma (Psy); Hilfeverhalten; Geschlechterrolle; Krieg; Psychotherapie; Militär; Sozialer Einfluss; Regulation; Viktimisierung; Flüchtling; Täter |
Abstract | Untersucht wurde, wie ehemalige Kindersoldatinnen und -soldaten ihre potenziell traumatischen Erfahrungen verarbeiten und wie sich die Lebensbedingungen als Flüchtlinge in Deutschland auf die Verarbeitungsprozesse auswirken. Auf der Basis der Daten aus biografisch-narrativen Interviews mit 15 jungen Flüchtlingen aus sechs afrikanischen Ländern werden die Charakteristika der traumatischen Sequenzen im Herkunftsland und im Exil beschrieben und typische Bewältigungsverläufe herausgearbeitet. Um in einer Situation ausweglosen Ausgeliefertseins innerhalb bewaffneter Gruppierungen zu überleben, haben die Kinder kontextangemessene Anpassungsleistungen entwickelt, wie etwa Gefühlsregulation und -abspaltung, unter anderem durch Drogen, oder die Anpassung an ein Männlichkeitsbild der Härte. Sie wurden Opfer, Zeugen und oft auch Täter extremer Gewalt (man-made-disaster), entsprechend zeigten sich traumatische Prozesse in allen Interviewsequenzen. Weil es nach dem Ausscheiden aus bewaffneten Gruppen keinen Weg zurück in die (kriegs-)zerstörten Gemeinschaften und Familien gab, wurden sie zu Flüchtlingen. In Deutschland unterliegen sie über lange Zeit einem bürokratischen und exkludierenden Asylsystem, in dem Entscheidungen über zentrale Lebensbereiche (etwa Altersfestsetzung, Wohnort, Unterbringungsform, Zugang zum Bildungssystem, Bleiberecht) von außen getroffen werden. Insbesondere der unsichere Aufenthalt und die Lebensbedingungen in den Flüchtlingsunterkünften werden als starke Risikofaktoren beschrieben, die eine Stabilisierung erschweren. Soziale Unterstützung, etwa durch kompetente Fachkräfte, Zugang zu trauma- und kultursensibler Psychotherapie und gesellschaftliche Inklusion, aber auch eigene resiliente Haltungen werden als wesentliche Grundlage für die Traumabewältigung und die Entwicklung neuer Zukunftsperspektiven betrachtet. (ZPID). |
Erfasst von | Leibniz-Institut für Psychologie, Trier |
Update | 2017/3 |