Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Osler, Leona Cecile |
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Titel | Evaluation neuerer Studien zum Thema Mehrsprachigkeit. Eine kritische Untersuchung der 2006 erschienenen Studie Sprache und Integration. |
Quelle | In: Zeitschrift für interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 13 (2008) 1, S. 1-10
PDF als Volltext |
Beigaben | Literaturangaben |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 1205-6545 |
Schlagwörter | Empirische Forschung; Evaluation; Methodenkritik; Kind; Deutsch als Zweitsprache; Sprache; Kritische Periodenhypothese; Mehrsprachigkeit; Bilingualismus; Migrationshintergrund; Forschungskritik; Integration; Deutschland |
Abstract | Der Soziologe Hartmut Esser legte 2006 eine Studie mit dem Titel Sprache und Integration. Die sozialen Bedingungen und Folgen des Spracherwerbs von Migranten vor. In dieser Untersuchung werden u.a. linguistische Themen aufgegriffen, zu denen Esser Ergebnisse neuerer Studien zitiert. Er bettet diese Ergebnisse dann in den sozialen Kontext des Spracherwerbs von Migranten in Deutschland ein. Da die von ihm vorgelegten Ergebnisse und Interpretationen zu weiten Teilen sowohl den bisherigen als auch den aktuellen Erkenntnissen zu den betreffenden Themen widersprechen, ist es notwendig, die von ihm gemachten Aussagen und Schlussfolgerungen ins rechte Licht zu rücken. Der Beitrag hat daher die von Esser zitierten Studien einmal näher beleuchtet, mit dem Ziel, eine Evaluation dieser Untersuchungen in Bezug auf die Validität und methodische Stringenz vorzunehmen. Er bezieht sich dabei auf drei große Themenkomplexe aus Essers Studie: die Critical-Period-Hypothese, die Auswirkungen der Bilingualität auf kognitive Fertigkeiten und die Interdependenzhypothese. In Bezug auf die Critical-Period-Hypothese vertritt Esser (2006) die Meinung, dass eine sogenannte "critical period" existiert und dass sie den Spracherwerb negativ beeinflusst (ebd.: 262f). Im Bereich Bilingualität und kognitive Fertigkeiten stützt sich Essers Argumentation u.a. auf die Ergebnisse von PISA-2000 und die der Children of Immigrants Longitudinal Study (CILS). Beide Studien belegen Esser zufolge, dass Bilingualität auf die schulischen Leistungen der untersuchten Jugendlichen keinen positiven Einfluss hat, sondern dass die Bilingualität sich im Gegenteil sogar negativ auf die schulischen Leistungen auswirkt (ebd.: 320f; 325). Schließlich vertritt Esser in Bezug auf die Interdependenzhypothese die Meinung, dass dazu gemischte Ergebnisse vorliegen. Während beispielsweise die Untersuchungsergebnisse bei den pragmatischen Fähigkeiten für eine Interdependenz sprächen, gebe es bei den grammatischen und lexikalischen Fähigkeiten keine oder kaum Hinweise auf eine Interdependenz (ebd.: 266). Die Ergebnisse der Evaluation legen nahe, dass die von Esser herangezogenen Studien aus zwei dieser Themenbereiche, nämlich Critical-Period-Hypothese und Zusammenhänge zwischen Bilingualität und kognitiven Fertigkeiten, methodisch unsauber erarbeitet wurden und sich somit nicht für den wissenschaftlichen Dialog eignen. In Bezug auf die Interdependenzhypothese bestätigt die von Esser herangezogene Studie den aktuellen Forschungsstand, nämlich dass bisher keine konklusiven Befunde vorliegen. Jedoch konnte die Hypothese auch nicht widerlegt werden. (Verlag, adapt.). |
Erfasst von | Informationszentrum für Fremdsprachenforschung, Marburg |
Update | 2022/3 |