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Autor/inWagner, Sylvia
TitelArzneimittelprüfungen an Heimkindern von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Neuroleptika sowie am Beispiel der Rotenburger Anstalten der Inneren Mission.
QuelleDüsseldorf: Universitäts- und Landesbibliothek der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (2019), 226 S.
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Dissertation, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 2019.
Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; Monographie
URNurn:nbn:de:hbz:061-20191014-135014-5
SchlagwörterPrüfung; Medizingeschichte; Geschichte (Histor); Dissertation; Heimkind; Deutschland-BRD; Rotenburg (Wümme)
AbstractDiese Arbeit untersucht, ob es außer einer bis dahin bekannten Prüfung eines Neuroleptikums in dem untersuchten Zeitraum (1949-1975) weitere Prüfungen von Arzneimitteln dieser Substanzklasse an Heimkindern gegeben hat. Eine wichtige Methode war dabei die systematische Untersuchung medizinischer Fachzeitschriften nach Publikationen über derartige Prüfungen. Darüber hinaus sollten am Beispiel der Rotenburger Anstalten der Inneren Mission, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung, die institutionellen Bedingungen etwaiger Arzneimittelprüfungen analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen, dass in Heimen der damaligen Zeit an Heranwachsenden weitere Neuroleptika geprüft wurden. In Rotenburg ergaben die Nachforschungen, dass dort zudem Präparate gegen Bettnässen, zur Gewichtsreduktion, Triebdämpfung und ein Präparat, das den Hirnstoffwechsel aktivieren sollte, getestet wurden. Hinweise darauf finden sich zum Teil direkt in den Akten der betroffenen Bewohner, aber auch in der Publikation einer Prüfung sowie in Dokumenten aus dem Archiv des Unternehmens Merck KGaA. Anhand von Fallbeispielen werden die Umstände der medikamentösen Sedierung der Heimbewohner und der Prüfung von Präparaten an ihnen aufgezeigt. Arzneimittelprüfungen fanden sowohl in staatlichen als auch in konfessionellen (katholischen und diakonischen) Einrichtungen statt. Die Prüfungen wurden in den zeithistorischen, ethischen, rechtlichen und soziologischen Kontext eingeordnet. Auf der einen Seite sind wirtschaftliche Interessen der Unternehmen an den Untersuchungen zu berücksichtigen, auf der anderen Seite diente der Einsatz sedierender Präparate der Aufrechterhaltung der Strukturen der Einrichtungen, die als Totale Institutionen im Sinne des Soziologen Erving Goffman gesehen werden können. Ein derart motivierter Einsatz der Präparate ohne eine medizinische Indikation wird als "soziale Medikation" definiert. Eine nachgewiesene sedierende Wirkung der Neuroleptika ist in Bezug auf eine medizinisch-pädagogische Gesamtwirkung, die "Verbreiterung der pädagogischen Angriffsfläche und Schaffung der Voraussetzung für eine gezielte Psychotherapie", generalisiert worden. So lieferten die Prüfungen eine wissenschaftliche Grundlage zur Verabreichung der Präparate und übten damit eine "Türöffnerfunktion" zum vermehrten Einsatz in den Einrichtungen aus. Unter anderem widersprechen die Versuche aufgrund offensichtlich fehlender Einwilligungen von gesetzlichen Vertretern oder Sorgeberechtigten der Kinder und Jugendlichen ethischen und rechtlichen Standards der damaligen Zeit. Auch scheint es keine Nutzen-Risiko-Bewertungen gegeben zu haben. Absehbare, akute Nebenwirkungen sind aufgetreten. Neben den zunächst bekannt gewordenen psychischen, physischen und sexuellen Gewaltformen in der Heimerziehung tritt hier mit der medikamentösen "Ruhigstellung" und der Nutzung der Heimbewohner als Versuchsobjekte eine weitere Gewaltform in Erscheinung: die medikamentöse bzw. medizinische Gewalt. Möglich waren die Prüfungen aufgrund eines gesellschaftlichen Diskurses zur Verwahrlosung von Kindern und Jugendlichen, vor dem Hintergrund eines virulenten eugenischen Verständnisses. (Orig.).

This work examines, whether in addition to a hitherto known test of a neuroleptic in the investigated period (1949-1975), there have been further tests of medicines of this class of substances on careleavers. An important method for this was the systematic examination of medical journals for publications on such trials. In addition, the institutional conditions of any drug trials should be analyzed using the example of the Rotenburg Institutions of the Inner Mission, a facility for people with disabilities. The results of this work confirm that additional neuroleptics have been tested in children homes at the time. In Rotenburg, the research showed that there were also tested preparations for bedwetting, for weight loss, sex drive suppression and a preparation that should activate the brain metabolism. Evidence of this can be found partly in the files of the affected residents, but also in the publication of a study and in documents from the archive of Merck KGaA. By means of case studies, the circumstances of drug sedation of the resident and examination of preparations are shown on them. Drug trials were conducted in both state and church (Catholic and Protestant) institutions. The trials were classified in the historical, ethical, legal and sociological context. On the one hand, economical interests of companies are to be seen in the investigations, on the other hand, the use of sedative preparations has served to maintain the structures of insti-tutions that can be seen as total institutions in the sense of the sociologist Erving Goff-man. The use of sedative preparations without a medical indication, but rather to maintain the structure of the facilities is defined as "social medication". A proven sedative effect of neuroleptics has been generalized in terms of a total medical-pedagogical effect, "a positive effect on the children as pedagogic target and creation of the condition for a targeted psychotherapy." The trials thus provided a "door opener func-tion" for increased use of the preparations in the facilities. Among other things, the trials contradict ethical and legal standards of the time due to obvious lack of consent of legal representatives or guardians of children and adolescents. Also, there seems to have been no benefit-risk assessment. Foreseeable acute side effects have occurred. In addition to the psychic, physical and sexual forms of violence in care-leavers education, which have first become known, a further form of violence appears here with the medical "immobilization" and the use of the resident as experimental ob-jects: the medicinal or medical violence. The trials were possible due to a social discourse on the neglect of children and adolescents, against the background of a virulent eugenic understanding. (Orig.).
Erfasst vonDeutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main
Update2020/2
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