Literaturnachweis - Detailanzeige
| Autor/in | Koehler, Jan |
|---|---|
| Titel | Die Zeit der Jungs. Zur Organisation von Gewalt und der Austragung von Konflikten in Georgien. Gefälligkeitsübersetzung: The age of boys : organization of violence and the settlement of conflicts in Georgia. |
| Quelle | Münster: Lit (2000), 129 S. |
| Reihe | Spektrum. 64 |
| Beigaben | Tabellen |
| Zusatzinformation | Inhaltsverzeichnis |
| Sprache | deutsch |
| Dokumenttyp | gedruckt; Monographie |
| ISBN | 3-8258-4528-1 |
| Schlagwörter | Gewalt; Konflikt; Konfliktlösung; Jugend; Entwicklungsland; Kriminalität; Nachsozialistische Gesellschaft; Transformation; Informelle Struktur; Netzwerk; Soziales Problem; Jugendlicher; Gemeinschaft Unabhängiger Staaten; Georgien; Naher Osten; Russland |
| Abstract | "Die Welt der jungen Männer in der postsowjetischen Peripherie Georgien steht im Mittelpunkt dieses Buches. Die Sozialisation junger Männer in den Provinzen des sowjetischen Imperiums und die Rolle der jugendlichen Subkulturen während des Zusammenbruchs der staatlichen Zentralmacht für die Organisation von Gewalt und der Neuverteilung von Ressourcen findet in der Literatur bisher kaum Beachtung. Knaben werden zu Männern und durchleben einen gesellschaftlich vorgesehenen Übergangsraum, in dem die Spielregeln der normalen Gesellschaft bedingt aufgehoben sind. Die meisten Gesellschaften kennen eine 'Zeit der Jungs', die sich von der Zeit des Kindes und der Zeit des Erwachsenen unterscheidet. Für das sowjetische und postsowjetische Georgien spielte dieser Übergangsraum eine entscheidende Rolle. Er prägte die Art und Weise wie sich die Gesellschaft im Schatten der sozialistischen Institutionen organisierte und wie sie sich nach dem Zerfall der sozialistischen Ordnung weiter entwickelte. Die Organisation von Gewalt und der Zugang zu neu zu verteilenden Ressourcen wurde nach dem Zusammenbruch staatlicher Strukturen maßgeblich von dem Know-how bestimmt, das in diesem Übergangsraum, in der 'Schule der Straße', geübt wurde. Der institutionalisierte, ethnische, Religions- und Klassengrenzen auflösende Karneval der Jungs wurde zu einem gravierenden Hindernis sowohl für Agitatoren nationalistischer Homogenisierung, als auch für Bemühungen einer Neugründung rechtsstaatlicher Ordnung. Die vorliegende Arbeit beschreibt und analysiert auf der Grundlage von ethnographisch erhobenen Materials Chancen und Organisationspotential einer postsowjetischen Peripherie im Umbruch. Im Unterschied zu Transformationsmodellen sozialistischer Gesellschaften, die ihr Augenmerk auf offizielle staatliche Institutionen richten, gilt das Interesse in diesem Buch der Innovationsfähigkeit lokaler Institutionen, die im Schatten der offiziellen sozialistischen Ordnung der Gesellschaft Form gaben. Die Relevanz dieser lokal vielfältig ausgestalteten Schatten der offiziellen Institutionen für die postsowjetische Entwicklung von Gesellschaft und Staat ist sowohl von Wissenschaftlern, als auch von Entwicklungshilfeexperten und Politikern bisher kaum berücksichtigt worden. Es ist nicht zuletzt dieser fehlenden Ortskompetenz zuzuschreiben, daß Konflikte der Region häufig als archaische ethnische (oder modischer: zivilisatorische) Konflikte mißverstanden werden und das Scheitern von aus dem Westen importierten wirtschaftlichen bzw. administrativen Modellen einer mystisch-exotischen Mentalität oder unergründlichen Seele zugeschrieben wird. Es ist höchste Zeit, sich den konkreten Institutionen und Verfahren zuzuwenden, mit denen die postsozialistischen Gesellschaften ihren Chancenmarkt organisieren." (Textauszug). |
| Erfasst von | GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Mannheim |
| Update | 2003_(CD) |
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