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Forschungsdaten Bildung - Details zur Studie:

ProSach - Professionalisierungsmaßnahmen zur bedeutungsfokussierten Sprachförderung im Sachunterricht

Bildungssprachliche Kompetenzen gelten als grundlegend für den Erwerb fachlicher Kompetenzen (z. B. Gogolin, 2009). Daher wird die frühzeitige sprachliche Bildung und Förderung in allen Fächern der Grundschule zunehmend als notwendig betrachtet. Entsprechend wurden in den vergangenen Jahren didaktische Unterrichtskonzepte für einen sprachsensiblen Fachunterricht und systematische Sprachförderansätze entwickelt. Allerdings wurden die deutschsprachigen Ansätze bisher nur teilweise auf ihre Wirksamkeit hin überprüft, richten sich oft ausschließlich an Schüler*innen mit nicht-deutscher Herkunftssprache und wurden in einem additiven Unterricht bzw. außerschulisch umgesetzt (z. B. Paetsch, Wolf, Stanat, & Darsow, 2014; Stanat, Becker, Baumert, Lüdtke, & Eckhardt, 2012).
Vor diesem Hintergrund verfolgte das Projekt ?ProSach: Professionalisierung zur bedeutungsfokussierten Sprachbildung im Sachunterricht der Grundschule? die folgenden Ziele:

(1) Aufbauend auf den Vorgängerprojekten Jacobs-Sommercamp (Stanat et al., 2012), BeFo (Rösch & Stanat, 2011) sowie diversen Sprachfördermaßnahmen im Kindergarten (z. B. Hardy, Mannel & Sauer, 2015) wurde in der Entwicklungsphase ein implizit bedeutungsfokussierter Sprachförderansatz um zusätzliche Unterstützungsstrategien der sprachlichen Bewusstmachung erweitert. Für die Umsetzung des Ansatzes im regulären Sachunterricht wurden curricular valide Sprachfördermaterialien zu ausgewählten Themen des Sachunterrichts erarbeitet. Diese exemplarischen Materialien wurden so konzipiert, dass sie sowohl das fachliche als auch das sprachliche Lernen in heterogenen Lerngruppen unterstützen.
(2) In der Professionalisierungsphase wurden Lehrkräfte anhand von ausgewählten Inhalten des Sachunterrichts fortgebildet und dafür qualifiziert, sprachförderliche Prinzipien der Unterrichtsplanung und -gestaltung selbstständig anzuwenden. Die in Fortbildungen vermittelten Unterrichtskonzepte und Sprachförderstrategien wurden in einer Erprobungsphase in der Unterrichtspraxis umgesetzt und durch eine Hospitation und ein Videocoaching unterstützt. Die Erkenntnisse aus diesem Prozess wurden für eine Optimierung der vorliegenden exemplarischen Materialien und der damit verbundenen Umsetzung im Unterricht genutzt.
(3) In der Evaluationsphase wurde anhand von Vergleichen mit einer Kontrollgruppe untersucht, ob sich die Qualifizierung der Lehrkräfte auf die Entwicklung ihrer professionellen Kompetenz sowie auf die sprachlichen und fachlichen Leistungen der Schüler*innen ausgewirkt hat.
(4) Um die Ergebnisse auch für die Praxis nutzbar zu machen, wurde eine Handreichung erarbeitet, in der beschrieben wird, wie Prinzipien der Sprachförderung, die sich während des Entwicklungsvorhabens als praxistauglich erwiesen haben, im Unterricht angewendet werden müssen und worauf sowohl bei der Planung und Gestaltung des Unterrichts zu achten ist (Gabler et al., 2020).

Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass der Fortbildungsansatz insbesondere auf der Ebene der Lehrkräfte wirksam ist. So verfügten Lehrkräfte der Experimentalgruppe (EG), die zusätzlich zur Teilnahme an Fortbildungen zu fachlichen Inhalten auch die Professionalisierung zur fachintegrierten Sprachförderung einschließlich Hospitation und Videocoaching absolvierten, über bessere Sprachförderkompetenzen als Lehrkräfte einer Kontrollgruppe (KG), die nur die Fachfortbildungen besuchten. Dies spiegelte sich auch in ihrem Unterrichtsverhalten wider. Anhand von videografierten Unterrichtsstunden zeigte sich, dass EG-Lehrkräfte ihren Sachunterricht sprachförderlicher gestalteten als KG-Lehrkräfte, indem sie häufig Gespräche und Diskussionen initiierten sowie handlungsbegleitendes Sprechen, lautes Denken oder sprachförderliches Feedback einsetzten. Zudem zeigte sich, dass sie in ihrem Unterricht nicht nur insgesamt mehr Fragen stellen als Lehrkräfte der Kontrollgruppe, sondern dass sich dieser Unterschied vor allem in einem sprachförderlicheren Frageverhalten niederschlug (z. B. Wie kann man noch dazu sagen? Was vermutest du, woran das liegt?). Darüber hinaus weisen die Ergebnisse darauf hin, dass eine stärker sprachförderliche Unterrichtsgestaltung auch mit einem höheren Ausmaß an kognitiver Aktivierung einherging. Dies stützt die Annahme, dass der Erwerb sprachlicher und fachlicher Kompetenzen eng verzahnte Prozesse darstellen. Insgesamt liegen somit vielversprechende Befunde vor, die die Wirksamkeit des Fortbildungsansatzes auf der Ebene der Lehrkräfte stützen. Dieses Ergebnis konnte auf der Ebene der Schüler*innen hingegen nicht gezeigt werden. Die bisher vorliegenden Analysen liefern zwar Hinweise darauf, dass alle Schüler*innen ihre (bildungs-)sprachlichen und fachlichen Kompetenzen im Verlauf der 3. Klassenstufe signifikant weiterentwickelten. Allerdings zeigt sich insbesondere für die bildungssprachlichen Maße (allgemeiner bildungssprachlicher Wortschatz, Fachwortschatz und Verständnis von Konnektoren) kein differenzieller Leistungszuwachs bei Kindern, die von EG-Lehrkräften unterrichtet wurden, welche aufgrund der Fortbildung über ausgeprägtere Sprachförderkompetenzen verfügten und ihren Unterricht sprachförderlicher gestalteten. Möglicherweise war der Interventionszeitraum für den Nachweis von Effekten auf der Ebene der Schüler*innen zu kurz oder die bislang ausgewerteten Testverfahren waren nicht ausreichend sensibel für den Nachweis von Effekten. Um die Wirksamkeit des Fortbildungsansatzes bzw. des sprachförderlichen Verhaltens der Lehrkräfte mit der Kompetenzentwicklung der Schüler*innen genauer zu untersuchen, sollen weitere Analysen auf Grundlage der videografierten Unterrichtsstunden durchgeführt werden.

Insgesamt liefern die Ergebnisse des Projekts wichtige Erkenntnisse darüber, wie Fortbildungsmaßnahmen gestaltet werden können, um die Kompetenzen zur fachintegrierten Sprachförderung von Grundschullehrkräften wirksam weiterzuentwickeln. Wie wichtige Prinzipien der Sprachförderung für die Unterrichtsplanung genutzt und im Unterricht angewendet werden können, wird in der ProSach-Handreichung anhand von Best-Practice-Beispielen aus dem Projekt beschrieben. (Projekt)

Studien- und Projektinformationen

Laufzeit01.01.2016 - 29.02.2020
ProjektleitungHardy, Ilonca; Henschel, Sofie; Stanat, Petra
Beteiligte Wissenschaftler/innenGabler, Katrin; Mannel, Susanne; Sontag, Christine; Hettmannsperger-Lippolt, Rosa; Heppt, Birgit
Beteiligte Institution(en)Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen
Projektwebsitehttps://www.iqb.hu-berlin.de/research/dm/ProSach
SchlagwörterBildungssprache; Fachwissen; Fortbildung; Fachdidaktik; Grundschule; Kompetenz; Professionalisierung; Sprachförderung; Selbstkonzept; Sachunterricht
FörderungBMBF
Inhaltliche AngabenEs handelt sich um ein feldexperimentelles Design mit Experimental- und Kontrollgruppe, bei dem Lehrkräfte zunächst fortgebildet wurden und anschließend Unterricht in ihren Klassen durchgeführt haben.
UntersuchungsdesignQuasi-Experimentelles Design
Längsschnitt
Erhebungsmethode(n)Eigenständig auszufüllender Fragebogen: Papier
Eigenständig auszufüllender Fragebogen: CAWI (Computerunterstützte Web-Befragung)
Messungen und Tests: Leistungs- und Kompetenztests (Paper and Pencil Test)
Untersuchungsgebiet (geogr.)Deutschland (Berlin; Hessen)
UntersuchungseinheitSchüler; Lehrkräfte; Eltern
AuswahlverfahrenNicht-Wahrscheinlichkeitsauswahl: Bewusste Auswahl
Population / StichprobeLehrkräfte und Schüler der 3. und 4. Jahrgangsstufe

Forschungsdaten und -instrumente

ProSach
Datenzugang DOI: 10.5159/IQB_ProSach_v2
Art der DatenKompetenz- und Leistungsdaten
Umfrage- und Aggregatdaten
Archivierende EinrichtungForschungsdatenzentrum am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (FDZ am IQB)
ZugänglichkeitVerfügbar
Erhebungszeitraum01.07.2016 - 12.10.2018
Veröffentlichungsdatum11.07.2023
Anmerkungen zu den DatenDatenbereitstellung über das FDZ am IQB

Publikationen

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)Heppt, B., Henschel, S., Hardy, I., Hettmannsperger-Lippolt, R., Gabler, K., Sontag, C., Mannel, S. & Stanat, P. (2022). Professional development for language support in science classrooms: Evaluating effects for elementary school teachers. Teaching and Teacher Education, 109, 103518. https://doi.org/10.1016/j.tate.2021.103518

Gabler, K., Heppt, B., Henschel, S., Hardy, I., Sontag, C., Mannel, S., Hettmannsperger-Lippolt, R. & Stanat, P. (2020). Fachintegrierte Sprachbildung in der Grundschule. Überblick und Beispiele aus dem Sachunterricht. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin. https://doi.org/10.5159/IQB_ProSach_Handreichung_Lehrkraefte_v1

Gabler, K., Mannel, S., Hardy, I., Henschel, S., Heppt, B., Hettmannsperger-Lippolt, R., Sontag, C. & Stanat, P. (2020). Fachintegrierte Sprachförderung im Sachunterricht der Grund-schule: Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines Fortbildungskonzepts auf der Grundlage des Scaffolding-Ansatzes. In C. Titz, S. Geyer, A. Ropeter, H. Wagner & S. Weber (Hrsg.), Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten: Innovative Kon-zepte und Forschungsimpulse (S. 59-83). Stuttgart: Kohlhammer.

Heppt, B., Henschel, S., Hettmannsperger-Lippolt, R., Sontag, C., Gabler, K., Hardy, I., Sta-nat, P. & Mannel, S. (2020). Erfassung und Bedeutung des Fachwortschatzes im Sachun-terricht der Grundschule. In C. Titz, S. Geyer, A. Ropeter, H. Wagner & S. Weber (Hrsg.), Sprach- und Schriftsprachförderung wirksam gestalten: Innovative Konzepte und For-schungsimpulse (S. 84-109). Stuttgart: Kohlhammer.

Hettmannsperger, R., Gabler, K., Mannel, S., Hardy, I., Henschel, S., Heppt, B., Sontag, C. & Stanat, P. (2020). Professionalisierung von Lehrkräften zur bedeutungsfokussierten Sprachförderung im Sachunterricht der Grundschule: Das Projekt ProSach. In N. Skorsetz, M. Bonanati & D. Kucharz (Hrsg.), Diversität und soziale Ungleichheit: Herausforderun-gen an die Integrationsleistung der Grundschule (S. 330-334). Wiesbaden: Springer VS.

Mannel, S., Hardy, I. & Gabler, K. (im Druck). Den Sachunterricht mit Sprachfördermaß-nahmen sprachsensibel gestalten. Grundschulzeitschrift.

Hettmannsperger, R., Hardy, I., Mannel, S. & Gabler, K. (2020). Bildung für nachhaltige Entwicklung: Wie kann die Auseinandersetzung mit komplexen gesellschaftlichen Fragen in der Grundschule gestaltet werden? In H. Kminek, F. Bank, & l. Fuchs (Hrsg.), Kontro-verses Miteinander: Interdisziplinäre und kontroverse Positionen zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Frankfurt Beiträge zur Erziehungswissenschaft: Frankfurt am Main.

Hardy, I., Hettmannsperger, R. & Gabler, K. (2019). Sprachliche Bildung im Fachunterricht: Theoretische Grundlagen und Förderansätze. In J. Ziehm, B. Voet Cornelli, B. Menzel & M. Großmann (Hrsg.), Schule migrationssensibel gestalten. Impulse für die Praxis (S. 31–61). Weinheim, Basel: Beltz.

Sontag, C., Gabler, K. & Hettmannsperger, R. (2019). ProSach: Professionalisierungsmaß-nahmen zur bedeutungsfokussierten Sprachförderung im Sachunterricht der Grundschule. BiSS-Journal 10, 22-26.

Sontag, C., Gabler, K., Hettmannsperger, R., Hardy, I., Henschel, S., Heppt, B., Mannel, S. & Stanat, P. (2019). Professionalisierungsmaßnahmen zur bedeutungsfokussierten Sprach-förderung im Sachunterricht der Grundschule (ProSach). In BiSS-Trägerkonsortium (Hrsg.), Projektatlas BiSS-Entwicklungsprojekte. Ergebnisse und Empfehlungen (S. 27-36). Köln: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.

Downloads und Links

Forschungsdaten

DOI: 10.5159/IQB_ProSach_v2
[Kompetenz- und Leistungsdaten; Umfrage- und Aggregatdaten]

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