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Es handelt sich zum Einen um Übersetzungen ins Deutsche, die dem FIS Bildung-Schlagwortbestand entnommen wurden. Zum Anderen wurden zusammengesetzte englische Schlagworte in Terme zerlegt, die in der Regel nur einen inhaltlichen Aspekt repräsentieren. Ergänzend wurden Synonyme und vereinzelt zusätzliche Pluralformen hinzugefügt. Diese Anreicherung geht auf die Nutzung intellektueller Vorarbeiten zurück.
Kinder und Jugendliche können selbst eine artifizielle Störung (synonym: Münchhausen-Syndrom) mit dem Ziel der Einnahme der Krankenrolle entwickeln, sind aber weitaus häufiger Opfer einer Symptomfabrikation durch nahestehende Bezugspersonen, in der Regel die Mutter (artifizielle Störung by proxy; synonym: Münchhausen by proxy Syndrom). Komplementär zur pädiatrischen Verdachtsentwicklung und -verifikation richtet sich die psychologisch-psychiatrische Diagnostik auf die spezifischen Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmale bei Kind, Mutter und Vater, auf die Muster der innerfamiliären Interaktion sowie die Wahrnehmung von Gegenübertragungsreaktionen im Rahmen der affektiv beanspruchenden Beziehungsdynamik mit dem Täter bzw. der Täterin. Die artifizielle Störung by proxy weist gemeinsame Merkmale (aktive Verletzung des Kindes, falsche Angaben bei der Anamneseerhebung, aggravierte Symptompräsentation und inadäquates Inanspruchnahmeverhalten, schwierige biomedizinische Verifizierbarkeit der präsentierten Symptomatik) mit anderen psychopathologischen Störungsbildern auf (Kindesmisshandlung, Simulation, dissoziative Störung, somatoforme Störung und Hypochondrie, Varianten elterlicher Überfürsorge und Infantilisierung sowie Wahnstörungen bei dem Täter bzw. der Täterin). Praxisorientierte Kriterien für die psychopathologische Abgrenzung werden vorgestellt. Drei Modellvorstellungen zur Ätiologie der artifiziellen Störung by proxy stehen im Vordergrund: Sie kann in Einzelfällen als Manifestation einer primären psychischen Störung (u.a. Zwang und Sucht) bzw. Persönlichkeitsstörung (u.a. dissozial, emotional instabil, histrionisch, abhängig, dissoziativ) konzipiert werden. Lerntheoretische Konzepte akzentuieren die operante Verstärkung durch die Einnahme der Krankenrolle. Die Bindungstheorie bietet die differenziertesten Erklärungsmodelle zur Traumatisierungswirkung beim Opfer, zur Störungsgenese bei dem symptomfabrizierenden Elternteil sowie zur Möglichkeit einer intergenerationellen Transmission artifizieller Störungen. (ZPID).
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0032-7034
Noeker, Meinolf: Artifizielle Störung und artifizielle Störung by proxy. 2004.
2854954
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