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Autor/inOchs, Christoph
TitelAktion "Banner".
Operativer Einsatz, Taktik und Strategie des MfS während der X. Weltfestspiele 1973.
QuelleIn: Deutschland Archiv, 36 (2003) 6, S. 981-990Verfügbarkeit 
Sprachedeutsch
Dokumenttypgedruckt; Zeitschriftenaufsatz
ISSN0012-1428
SchlagwörterSchüler; Außenpolitik; Ost-West-Konflikt; Politik; Kinder- und Jugendsport; Sportgeschichte; Sportpolitik; Sportveranstaltung; Internationalität; Kontrolle; Sicherheit; Ministerium für Staatssicherheit; Student; Deutschland-BRD
AbstractToleranz, das war ein Wort, welches im Sprachgebrauch der Staatssicherheit normalerweise nicht vorkam. Beschäftigt man sich jedoch mit dem Einsatz der Staatssicherheit während der Vorbereitung und Durchführung der X. Weltfestspiele von 1973, stolpert man verdächtig oft über diese Vokabel, die dabei in mehreren Steigerungsformen, bis hin zur 'größtmöglichen Toleranz', gebraucht wurde. Die X. Weltfestspiele fanden in einer Zeit der Annäherung zwischen West und Ost statt. Die Politik der SED unter Führung Erich Honeckers war seit 1971 auf die internationale Anerkennung der DDR ausgerichtet. Ziel war es, die außenpolitische Isolation zu durchbrechen und aus der verstärkten internationalen Anerkennung gleichzeitig innenpolitische Legitimation zu gewinnen. Die Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten entspannten sich zu Beginn der siebziger Jahre, was 1972 seinen Ausdruck im Grundlagenvertrag zwischen DDR und Bundesrepublik fand. Eine Gruppe von 15 vorwiegend westlichen Staaten, darunter Großbritannien, die USA und Frankreich, nahmen 1973 diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Den Höhepunkt fand diese Politik im September 1973 durch die Aufnahme der DDR in die Vereinten Nationen. Die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten dienten der DDR-Führung dazu, der Welt das Bild eines liberalen, toleranten und weltoffenen Staates zu vermitteln. Gleichzeitig sollte durch die Weltfestspiele dokumentiert werden, dass die Jugend der DDR voll hinter der Politik seiner Partei- und Staatsführung steht. Vom 28. Juli bis zum 5. August 1973 tummelten sich mehrere hunderttausend Jugendliche aus der ganzen Republik und über zwanzigtausend ausländische Gäste in Berlin, der Hauptstadt der DDR. Es war ein buntes Treiben auf den Straßen und Plätzen der Stadt, und ein Hauch von Weltläufigkeit lag in der Luft. Die Weltfestspiele boten für die DDR-Jugend eine einmalige Gelegenheit zum Meinungsaustausch mit gleichaltrigen Jugendlichen aus aller Welt. Abseits der offiziellen Veranstaltungen wurden Kontakte geknüpft und bis in die frühen Morgenstunden miteinander diskutiert. Augenscheinlich unbehelligt von Polizei und Staatssicherheit genossen die Jugendlichen die ihnen für die Zeit der Weltfestspiele gewährte Freizügigkeit. Was für den Betrachter von außen allerdings im Verborgenen blieb und auch bleiben sollte, war das ausgeklügelte System der Kontrolle und Überwachung, welches die Staatssicherheit, in Zusammenarbeit mit der Volkspolizei, wie ein Netz über die Weltfestspiele legte. Dabei gehörte es zur Taktik des MfS, sich bewusst im Hintergrund zu halten zunächst nur zu beobachten und zu dokumentieren, denn der Einsatz des MfS bei den Weltfestspielen wurde durch die neuen außenpolitischen Bedingungen geprägt. Die Staatssicherheit bediente sich daher einer Doppelstrategie. Sie wurde schon im Vorfeld aktiv, um sich dann während der Weltfestspiele auf die Kontrolle und Überwachung zu beschränken. Ein offenes Eingreifen war wegen des starken öffentlichen Interesses, welches die Weltfestspiele auch im Ausland fanden, nur im äußersten Notfall vorgesehen. Auf einen Nenner gebracht bedeutete dies, Repressionen im Vorfeld und größtmögliche Toleranz während der Weltfestspiele. Staatssicherheitsminister Erich Mielke umriss die Strategie und die Taktik des MfS kurz vor den Weltfestspielen wie folgt: "Im übrigen haben wir klar orientiert, dass man sich als Kommunist, als Tschekist diesmal wie die 3 Affen verhalten muss und trotzdem sehen, hören und richtig und konsequent handeln, wo es sein muss." Auf der Grundlage der von der Staatssicherheit erstellten Befehle, Weisungen und Maßnahmenpläne soll im Folgenden ein grober Überblick über den operativen Einsatz, die Taktik und die Strategie der Staatssicherheit während der X. Weltfestspiele gegeben werden. Die Darstellung soll auch Anregungen zur weiteren Forschung zu diesem Thema geben. Weitere detaillierte Untersuchungen zur Kontrolle und Überwachung der ausländischen Delegationen, besonders zur Rolle der Hauptverwaltung Aufklärung, wären wünschenswert. Darüber hinaus bieten auch das präventive Vorgehen der Staatssicherheit und der Einsatz von Inoffiziellen Mitarbeitern weitere Möglichkeiten zu Spezialuntersuchungen. (Autor).
Erfasst vonBundesinstitut für Sportwissenschaft, Bonn
Update2021/4
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