Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Neidhardt, Friedhelm |
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Titel | Randgruppen der Universitaet. Zur Soziologie der Studenten. |
Quelle | In: Angewandte Sozialforschung, 11 (1983) 2/3, S. 219-235 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | gedruckt; Zeitschriftenaufsatz |
ISSN | 0587-5234; 1025-5788 |
Schlagwörter | Bildungsmotivation; Subkultur; Identität; Soziale Norm; Soziale Rolle; Sozialisationsforschung; Berufswahl; Identität; Randgruppe; Soziale Rolle; Student; Subkultur; Universität; Wissenschaft; Soziale Norm; Sozialisationsforschung; Randgruppe; Berufswahl; Universität; Wissenschaft; Jugendlicher; Student |
Abstract | Forschungsmethode: deskriptiv. "Eine betraechtliche Zahl von Studenten erwartet von der Wissenschaft mehr als blosse Sachinformation, naemlich normative Orientierungen und Sinnvorstellungen. Daraus erwaechst das Grundproblem der Universitaet, den 'Sinngebungszwang', den die Studenten entfalten, zu verarbeiten. Im Zuge der 'Trivialisierung' der modernen Erfahrungswissenschaften verliert die Universitaet aber zunehmend an Faehigkeit, Handlungen und Weltbilder zu legitimieren. Daraus resultierende Anpassungsprobleme werden am ehesten in den Studiengaengen zu loesen sein, deren Wissenschaften abseits normativer Orientierungsfunktionen alternative Motivationsreize ausloesen koennen. Darunter fallen einerseits Disziplinen, deren hoher Theoretisierungsgrad von formalen Attraktionen ihrer Erkenntnissysteme begleitet ist, andererseits Faecher, denen ein fundierter Praxisbezug gelungen ist und die durch ihren praktischen Nutzungswert zu ueberzeugen vermoegen. Zwar verbleibt auch dort ein Ueberhang an Sinngebungserwartungen, dieser ist jedoch ungleich groesser in den Disziplinen, deren Stoff in der Deutung menschlicher Angelegenheiten besteht, naemlich den Geistes- und Sozialwissenschaften. Diesen Faechern stellt sich das Problem, den Rueckzug auf erfahrungswissenschaftliche Aussagen rechtfertigen zu muessen und davon zu ueberzeugen, dass sie auch bei Verzicht auf normative Handlungshilfen selber sinnvoll bleiben koennen. Dieser Ueberzeugungsarbeit stehen jedoch die Intransparenz der komplexen universitaeren Strukturen wie auch Vergemeinschaftsungsdefizite der Studentenschaft entgegen. Von daher ist in der Studentenschaft ein hohes Mass an Entfremdung gegenueber dem Betrieb der Universitaet zu erwarten. Wenn die existentiellen Sinnansprueche der Studenten angesichts der Trivialisierungsprozesse der Wissenschaft als auch der diversen Probleme ihrer Vermittlungsstrukturen in der Universitaet unbefriedigt bleiben, ergibt sich fuer die Studenten vor allem ein Motivationsproblem. Sowohl dieses studentische Motivationsproblem als auch der universitaere Typus der Problemloesungen verkoerpern nun offensichtlich ein heute verbreitetes Muster von Problemlagen und Systemstrategien: 'die Trennung von Motiv und Organisationszweck'. So scheint die Zahl der Faecher gestiegen zu sein, in denen das Lernen nicht mehr vom Lernstoff her motiviert wird, sondern durch den Anreiz, den die Universitaet mit der Uebernahme praktischer Allokationsfunktionen zu vermitteln imstande ist. Die Verdraengung studentischer Sinnfragen aus den Lernfeldern, die Intransparenz universitaerer Organisation und die geringe Strukturierung der studentischen Rolle haben schliesslich einen, durchaus positiv zu wertenden, latenten Bildungsoutput zur Folge, der sich in 'moralischer Indifferenz' und 'taktischer Intelligenz' verkoerpert." (Autorenreferat) |
Erfasst von | Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg |
Update | 1995_(CD) |