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Hagemann-White konstatiert, dass es keine in sich stimmige Theorie der weiblichen Adoleszenz gibt und dass mangels Theorie immer neu auf die Bedeutung der Menstruation zurueckgegriffen wird, deren Erklaerungskraft fuer Selbstkonzept und Verhalten von Maedchen masslos ueberschaetzt wird. Sie fuehrt am Konzept der soziokulturellen Entwicklungsaufgaben exemplarisch aus, warum es nicht ausreicht, die vorliegenden Adoleszenztheorien dahin zu ueberpruefen, ob sie fuer die weibliche Jugend adaptiert werden koennen. Anschliessend wird ein anderer Zugang vorgestellt: bezug genommen wird auf die Forschungen einer relativ grossen Gruppe feministischer Psychologinnen in den USA, von denen in Deutschland nur Carol Gilligan rezipiert wird. Zu dieser Gruppe gehoeren Arbeiten im Kontext der Therapie, biographische Forschungen und die von Gilligan und Kolleginnen durchgefuehrten Laengsschnittstudien mit Maedchen im Alter von 7 bis 16 Jahren. Die Gemeinsamkeit dieser Arbeiten liegt in der Grundentscheidung "unter Zurueckstellung vorliegender Theorien, im Sinne einer methodischen Skepsis oder Ausklammerung ihrer moeglichen Gueltigkeit, 'auf Maedchen und Frauen zu hoeren'". Die Autorin verzichtet in diesem Beitrag auf die Vertiefung der empirischen Basis der in diesem Kreis entstandenen Adoleszenztheorie und lenkt das Interesse auf "eine deutlich werdende Konvergenz einer Vielfalt verschiedener Ergebnisse und therapeutischer Erfahrungen, die es insgesamt erlauben, das Konzept der 'Beziehungskrise' zu Beginn der weiblichen Adoleszenz als empirisch gesaettigt zu bezeichnen" (ebd. S. 840). Im folgenden wird zum einen beschrieben, was unter der 'Beziehungskrise', die zwischen dem Kindheitsstadium und der voll entfalteten Adoleszenz eintritt, zu verstehen ist, zum anderen wird der mehrdimensionale Begriff der "Stimme", der bei der Analyse des Interviewmaterials von Brown/Gilligan Anwendung findet, diskutiert. Abschliessend macht Hagemann-White zwei Bemerkungen zum Stellenwert dieses Ansatzes: dass dadurch der Themenkreis von Gewalt im Verhaeltnis der Geschlechter (insbesondere die Dimension der sexuellen und sexualisierten Gewalt im Leben von Frauen) in die Diskussion ueber die Sozialpsychologie von Weiblichkeit integriert wird, und dass wissenssoziologisch dieser Ansatz eine Aufwertung der weiblichen Kindheit als mit Wissen und Sozialkompetenzen ausgestattet, die im Zuge der Adoleszenz verloren gehen, erfaehrt. (DJI/Br).
Erfasst von
Deutsches Jugendinstitut, München
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1998_(CD)
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Hagemann-White, Carol: Stimme und Schweigen - Spaltungen und Scheinheiligkeit in der weiblichen Adoleszenz. .
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