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Autor/inn/enFischer, Moritz Valentin; Pfundmair, Michaela
TitelDie Psychologie der terroristischen Radikalisierung: Wie sich Menschen radikalisieren und Prävention gestaltet werden kann.
QuelleIn: Psychologische Rundschau, 70 (2019) 2, S. 138-141Infoseite zur Zeitschrift
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Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; gedruckt; Zeitschriftenaufsatz
ISSN0033-3042; 2190-6238
DOI10.1026/0033-3042/a000440
SchlagwörterIdeologie; Gruppenidentität; Gruppenzugehörigkeit; Soziale Identität; Gruppendynamik; Selbstwertgefühl; Soziale Wahrnehmung; Jugend; Marginalisierung; Ätiologie; Gerechtigkeit; Extremismus; Kriminalität; Soziale Gerechtigkeit; Terrorismus; Erwachsenenalter; Rehabilitation; Entwicklung; Prävention; Risikofaktor; Erwachsener; Jugendlicher; Risikogruppe; Straftäter
AbstractIm Rahmen der Reihe "Psychologie für die Gesellschaft" wird ein knapper Überblick zum Forschungsstand zu den Fragen gegeben, welche Personen ein erhöhtes Risiko aufweisen, sich zu radikalisieren, wie dieser Prozess abläuft und welche Möglichkeiten der Prävention und Deradikalisierung bestehen. Im Anschluss an eine Skizzierung der heterogenen Ideologien und Ziele verschiedener terroristischer Vereinigungen wird zunächst verdeutlicht, dass nicht jede Radikalisierung zwingend in Terrorismus münden muss und nicht jeder Terrorist zwingend radikalisiert wurde. Bei einer Radikalisierung handelt es sich um einen Monate bis Jahre verlaufenden Prozess, eine "Blitzradikalisierung", von der gelegentlich in populärwissenschaftlichen Medien berichtet wird, ist hingegen fast nie zu beobachten. Als gesichert gilt, dass junge Männer aus niedrigeren sozialen Schichten ein erhöhtes Risiko der Radikalisierung aufweisen - Ausnahme sind linksterroristische Vereinigungen, denen vermehrt Frauen und Personen aus höheren sozialen Schichten angehören. Der gegenwärtige Forschungsstand legt zwei zentrale Ursachenkomplexe für eine Radikalisierung nahe: Einerseits eine mangelhafte Befriedigung wichtiger Grundbedürfnisse, andererseits bilden intensive Gruppenphänomene die Grundlage für radikale Ansichten. In einem letzten Schritt treiben spezifische Katalysatoren die Begehung gewalttätiger Terrorakte voran. Die Wahrnehmung, selbst ungerecht behandelt zu werden, wird als Basis für einen Radikalisierungsprozess beschrieben. Zentrale weitere Faktoren sind ein Wunsch nach Kontrolle über das eigene Leben, eine Reduzierung persönlicher Unsicherheiten sowie der Wunsch, respektiert zu werden und persönlich bedeutsam zu sein. Menschen verfügen nicht nur über eine persönliche, sondern auch über eine soziale Identität, die aus der Zugehörigkeit zu Gruppen entsteht und ein wichtiger Teil des Selbstkonzepts ist. Der Anschluss an eine Gruppe mit radikalen Ideologien kann eine starke soziale Identität stiften, so können sich Gruppenphänomene wie Polarisierung, Vorurteile oder ein kollektives Ungerechtigkeitsempfinden schnell verbreiten: Kollektive Umwertungen können stattfinden (etwa, dass Gewalt im Sinne der Ideologie ethisch wertvoll ist). Zentral ist auch die subjektive Wahrnehmung, dass die eigene Gruppe von anderen unterdrückt wird. Die Ausübung von Gewalt stellt in der Regel eine hohe moralische Hürde dar. Es wird davon ausgegangen, dass Katalysatoren notwendig sind, um diese abzubauen. Dazu gehören z. B. die Dehumanisierung der Mitglieder anderer Gruppen und Prozesse der Desensibilisierung (emotionale und physiologische Reaktionen auf Gewalt werden durch die graduelle Ausübung von Gewalt reduziert). Es wird darauf hingewiesen, dass die genannten Risikofaktoren einzeln und in Kombination auch in anderen Kontexten, etwa im Krieg vorzufinden sind und damit auch andere Konsequenzen als Terrorismus nach sich ziehen können. Zudem wird darauf aufmerksam gemacht, dass in wirtschaftlich und politisch instabilen Ländern die Unterstützung terroristischer Vereinigungen oft stärker durch finanzielle Anreize oder militärischen Zwang bedingt ist als durch die beschriebenen Faktoren. Als primärpräventive Maßnahmen werden die Förderung von friedlichen und armutsfreien Lebensumständen mit Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, die Teilhabe am sozialen und beruflichen Leben und damit die Vermeidung von Parallelgesellschaften genannt. Schulen in sozialen Brennpunkten können eine zentrale Rolle bei der Sekundärprävention übernehmen. Maßnahmen der Deradikalisierung für Personen, die sich noch keinen radikalen Gruppen angeschlossen haben, setzen bevorzugt an den individuellen Ursachen an (etwa Jobangebote). Radikalisierte in Gruppen werden eher durch neue, gemäßigte soziale Umwelten unterstützt. Es wird darauf hingewiesen, dass Evaluationsstudien zu diesen Programmen noch selten und aufgrund der sehr geringen und schwer zugänglichen Stichproben schwierig sind. Hier wird eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis für erforderlich gehalten. (ZPID).
Erfasst vonLeibniz-Institut für Psychologie, Trier
Update2019/4
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