Literaturnachweis - Detailanzeige
Autor/in | Hermand, Jost |
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Titel | Die restaurierte "Moderne" im Umkreis der musikalischen Teilkulturen der Nachkriegszeit. |
Quelle | Aus: Klüppelholz, Werner (Hrsg.): Musikalische Teilkulturen. Laaber: Laaber-Verlag (1983) S. 172-193
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Reihe | Musikpädagogische Forschung. 4 |
Sprache | deutsch |
Dokumenttyp | online; Sammelwerksbeitrag |
ISBN | 3-9215-1896-2 |
URN | urn:nbn:de:0111-pedocs-116180 |
Schlagwörter | Geschichte (Histor); Avantgarde; Musikgeschichte; Musikkultur; Musikleben; Musikpädagogik; Zeitgenössische Musik; Kulturelle Aktivität; Nachkriegsgeschichte |
Abstract | Auch im deutschen Musikleben gab es nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes im Mai 1945 keine, 'Stunde Null'. All jene, die auf einen radikalen Neubeginn gehofft hatten, wurden schnell eines Schlechteren belehrt. Statt jener revolutionären Unruhe, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges selbst die Künste erfaßt hatte, verbreitete sich jetzt eine Lethargie, ja Apathie, die vornehmlich jenen Schichten zugute kam, die an einer Aufrechterhaltung des Status quo interessiert waren. [...] In der E-Musik dominierte weiterhin die barock-klassisch-romantische Tradition, und zwar unter Einschluß aller religiösen Werke dieses Erbes, während im Bereich der U-Musik jene Linie fortgesetzt wurde, die von den Operetten eines Franz Lehar, Leo Blech und Robert Stolz bis zu Schlagern wie den legendären "Caprifischern" von Ralph Maria Siegel und Gerhard Winkler reichte, die bereits 1943 entstanden waren, jedoch erst 1946 zum größten Hit des Jahres wurden. [...] Wesentlich schwieriger hatte es dagegen in der unmittelbaren Nachkriegszeit jene bewußt, moderne' E-Musik, die von den Nazis entweder in den Hintergrund gedrängt oder gar als, entartet' diffamiert worden war. Um einer solchen Musik wieder eine gesamtgesellschaftliche Funktion zu verleihen, hätte es nach 1945 irgendwelche politischen oder sozialen Neuordnungskonzepte geben müssen. Doch solche Konzepte blieben - wie bekannt - weitgehend aus. Die Gruppe der entschiedenen Antifaschisten, die dazu noch am ehesten fähig gewesen wäre, war einfach zu klein und wurde im Zuge des einsetzenden Kalten Krieges ohnehin in den Hintergrund gedrängt. Die Sozialdemokraten verzichteten dagegen von Anfang an auf eine eigene Kulturpolitik. Und auch die alten Völkischen und Nazis, die im Dritten Reich nur allzu weit nach vorn geprescht waren, hielten jetzt mit ihren Anschauungen erst einmal hinterm Berg. Es gab deshalb in den ersten Jahren nach 1945 kaum Konzepte für eine neue E-Musik mit gesamtgesellschaftlichem Anspruch oder gesamtgesellschaftlicher Funktion. (DIPF/Orig.). |
Erfasst von | DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Frankfurt am Main |
Update | 2016/2 |