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Autor/inMargraf, Jürgen
TitelZur Lage der Psychologie.
QuelleIn: Psychologische Rundschau, 66 (2015) 1, S. 1-30Infoseite zur Zeitschrift
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Sprachedeutsch
Dokumenttyponline; gedruckt; Zeitschriftenaufsatz
ISSN0033-3042; 2190-6238
DOI10.1026/0033-3042/a000247
SchlagwörterPsychologie; Förderung; Experiment; Geschlecht; Ethik; Diskriminierung; Internationale Beziehungen; Tendenz; Berufsethos; Beschäftigungssituation; Psychologe; Studium; Wissenschaftliche Kommunikation; Hochschule; Betrug; Reputation; Gruppe (Soz); Wissenschaftliches Personal
AbstractIn seinem Bericht zur Lage der Psychologie werden vom scheidenden Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) die aktuelle Lage der Wissenschaft Psychologie diskutiert und Schlussfolgerungen für die künftige Arbeit gezogen. Zunächst wird auf die Psychologie als Studium, Wissenschaft und Beruf eingegangen, im Folgenden wird dann kurz die Situation der DGPs angesprochen, bevor abschließend die wichtigsten Herausforderungen thematisiert werden. Zunächst wird verdeutlicht, dass trotz wachsenden gesellschaftlichen Bedarfs im Bereich der Psychologie in Deutschland ein Studienplatzmangel herrscht, der zu Lasten der Nachbarländer geht (so liegt der Anteil deutscher Psychologiestudierender in Wien bei etwa 60 %, in Salzburg bei etwa 90 %). Gleichzeitig entstehen immer neue Studiengänge mit zum Teil unklarem Gehalt außerhalb der klassischen Universitäten. Obwohl im Studium sehr gute Leistungen erbracht werden, bleiben der Bachelor-Master-Übergang und die ungenügenden Betreuungsverhältnisse kritisch (2012 entfielen auf eine Professur 51,2 Studierende, auf eine Mittelbaustelle 9,9). Während das Fördervolumen der wissenschaftlichen Arbeit durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft weitgehend stabil geblieben ist, ist die Förderquote von 50 % im Mittel der Jahre 2003 bis 2010 auf 35 % im Jahr 2013 gesunken. Die Internationalisierung/Anglisierung hat sich in den letzten beiden Jahren auf einem Niveau von etwa 36 % englischsprachiger Publikationen stabilisiert. Die Infrastruktur weist neben intensiver Einzelförderung auch Großforschungsprojekte und außeruniversitäre Institutionen unter psychologischer Leitung auf (DIPF, IPN, MPI für Bildungsforschung, MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften, ZPID). Die Bedeutung der inzwischen nahezu flächendeckend aufgebauten Hochschulambulanzen als außergewöhnlicher Forschungsplattform wird als noch nicht hinreichend erkannt beschrieben. Obwohl die Zahl der berufstätigen Psychologinnen und Psychologen mit rund 104.000 deutlich höher ist als bisher angenommen, ist die Erwerbssituation insgesamt sehr positiv. Die Arbeitslosigkeit ist mit 1,7 % sehr gering und liegt noch unter der ohnehin vergleichsweise niedrigen Quote für Akademiker insgesamt von 2,5 % im Jahr 2013. Mit 82 % arbeiten Absolventen mit einem Psychologiestudium weitaus häufiger als die der Nachbardisziplinen im studierten Fach, knapp die Hälfte als Selbständige, 36 % als sozialversicherungspflichtig beschäftigte Angestellte. Alle Quellen zeigen eindeutig, dass Psychologie mit einem fünfjährigen konsekutiven Studium verknüpft ist; dies machen sowohl die von Bachelor-Absolventen genannten Tätigkeiten deutlich (fast alle gaben eine akademische Weiterqualifikation an, davon mehr als 91 % ein psychologisches Master-Studium) als auch die Tatsache, dass sich von 1751 Stellenangeboten für Psychologen im ersten Halbjahr 2014 (drei Stellenbörsen) nur 2 % an Bachelor-Absolventen richteten. Weitere Gründe für ein fünfjähriges Psychologiestudium werden benannt: Qualifikation (Master ist der europäische Ausbildungsstandard für Psychologie; Master-Abschluss ist Voraussetzung für die Aufnahme einer Psychotherapieausbildung), Bedarf (geringe Arbeitslosenzahlen, die weiter sinken) und Fehlplanung (kein nennenswerter Arbeitsmarkt für Bachelor-Absolventen; bei weiterhin unzureichender Zahl an Master-Studienplätzen wird der Nachwuchs für gesellschaftlich relevante Aufgabengebiete fehlen). Das deutlich größte Berufsfeld für Psychologinnen und Psychologen ist der klinische Bereich, gefolgt von Wirtschaftskontexten und einer breiten Palette anderer Einsatzgebiete. Eine negative Ausnahme hinsichtlich der Arbeitssituation ist die schwierige Lage der Psychologinnen und Psychologen während der Psychotherapieausbildung. Der Frauenanteil am akademischen Personal ist bei höher dotierten Stellen gegenüber den Studierendenzahlen überproportional gestiegen: 2012 betrug der Frauenanteil bei den Studierenden 75,4 % (2002: 74,6), bei den Abschlüssen 81,7 % (74,8), bei den Promotionen 67,2 % (52,7), bei den Habilitationen 45,9% (26,3), bei den Mittelbaubeschäftigten 63,7 % (50), bei befristeten C2/W1-Stellen 57,5 % (29,4) und bei den Professuren 36,9 % (20,7). Die Entwicklung der DGPs verläuft mit steigenden Mitgliederzahlen und wachsender Professionalisierung weiterhin positiv. Zusätzliche Anstrengungen werden vor allem im Hinblick auf eine Intensivierung der Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses und von Teildisziplinen mit nachlassender Mitgliedschaft (vor allem Bio-/Neuropsychologie) als erforderlich angesehen. Die Bedeutung der Vorarbeiten zur Einrichtung eines Fakultätentages Psychologie zur besseren Wahrnehmung gemeinsamer Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit wird hervorgehoben. Als große Herausforderungen werden negative Außeneinflüsse (bürokratische Mikroregulierung, ideologische Beaufsichtigung), Bedrohungen der Einheit des Faches und eine Fehlsteuerung durch fehlgeleiteten Wettbewerb beschrieben. Analog zu Hochleistungssport oder Börse verstärken sich auch die wissenschaftlichen Pendants zu Doping, Fouls und Bilanzschönung. Auch in der Psychologie zeigt sich nun eine Steigerung der Artikel-Rückrufe um mehr als das Vierfache (bei einer Verdreifachung des Publikationsaufkommens): von unter 0,01 % im Jahr 1989 auf 0,04 % im Jahr 2013. Neben fragwürdigen Forschungspraktiken wird eine unangemessene Ausrichtung am Mainstream, oft auch in Form eines falschen Fokus auf "Impact-starke" Themen, als eine massive "Nebenwirkung" beschrieben. Es wird gefordert, die systemischen Ursachen anzugehen, was ein Umdenken bei Teilen unserer Fachkultur (u. a. im Hinblick auf die dem "Impact"-Faktor zugewiesene Bedeutung) und eine Besinnung auf die Stärken einer genuin psychologischen Wissenschaft erfordert. Mit Blick auf die Zukunft wird für eine Psychologie plädiert, die kumulativ, kooperativ und brauchbar ist; für Lehre, Forschung und Beruf wird eine starke proaktive Vertretung nach innen und nach außen gefordert. (ZPID).
Erfasst vonLeibniz-Institut für Psychologie, Trier
Update2015/3
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